Der in die Jahre gekommene »Landsberger Hof« im Zentrum der Stadt sollte die spießige Atmosphäre eines Heimatmuseums hinter sich lassen und als Sauerlandmuseum, um ein Ausstellungsgebäude ergänzt, auch als Kultur- und Bildungsforum Südwestfalens, etabliert werden. Im Wettbewerb 2013 überzeugte der Entwurf von Bez + Kock, der die Baumasse überwiegend im Felsen unter dem barocken Palais verbarg und äußerlich nur mit drei terrassierten Steinquadern in Erscheinung trat.
Der minimal invasiv erscheinende Eingriff musste aufgrund unerwartet hochpreisiger Angebote für die Baugrube im zerklüfteten Fels aufgegeben werden. Die Architekten legten eine fertige Ausführungsplanung beiseite und begannen einen Entwurf, der den vorhandenen Baugrund möglichst wenig tangiert. Im Hinterkopf dräute die letztlich eingelöste Bitte des Bauherrn, den anfangs gesetzten Kostenrahmen einzuhalten.
Die wesentliche Aufgabe bestand darin, vom Haupteingang im Altbau nahe dem zentralen Alten Markt bis zum 22 m tiefer gelegenen Ausstellungsraum auf Uferstraßenniveau, einen attraktiven Weg zu entwickeln. Den Auftakt bildet eine Brücke, die den leider umständlich erschlossenen historischen Gewölbekeller mit dem Neubau verbindet und durch drei große Fenster ins Tal die Geschlossenheit des Barockpalais’ wohltuend kontrastiert. Zu den Ausstellungsräumen führen lange, einläufige Treppen innerhalb eines luftigen, über alle Etagen offenen Raums nach unten, wodurch der Besucher stets die Orientierung behält.
Seine kraftvolle Erscheinung verdankt der neue Baukörper zum einen den schräggestellten Fensteröffnungen, die Massivität suggerieren, zum anderen der schwer zu erfassenden Grundform, die aus dem Überlagern von den Fluchtlinien der Straße und des Landsberger Hofs resultiert. In der Logik soliden Stapelns verringern sich die Größen der Ausstellungsräume nach oben, wodurch schon die im Ursprungsentwurf reizvolle Staffelung wieder aufgenommen wird.
Die homogene Verblendung aus gestocktem, 11 cm dickem Gauinger Travertin unterstreicht die starke Präsenz des Baukörpers. Die mit farbigem Blech bekleideten Fensterlaibungen zitieren die Sandsteingewände des Landsberger Hofs, der im Innern von entstellenden Einbauten befreit und denkmalgerecht saniert wurde. Traditionelle Materialien wie Wandputz aus Lehm, Eichenparkett oder Bodenplatten aus weißem Travertin lassen die lang vermisste Atmosphäre eines Altbaus wiederaufleben. Die nach wie vor unberührte Silhouette prägt das Stadtbild. Demgegenüber setzt der Neubau, obwohl ein Haus ohne eigenen Eingang, ein architektonisches Zeichen für die Gegenwart, dem trotz seiner formalen Fremdheit etwas einnehmend Vertrautes innewohnt.
- Standort: Alter Markt 24–30, 59821 Arnsberg
Architekten: Bez + Kock Architekten, Stuttgart
Bauzeit: Sanierung Altbau: Oktober 2016 bis August 2018, Neubau: Mai 2017 bis September 2019
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