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Kunsthalle Mannheim von gmp Architekten als Stadt in der Stadt

Mannheim
Kunsthalle

Wie Kronjuwelen funkeln die Regentropfen in den Maschen des filigranen Metallgewands, das den Ersatzneubau umhüllt. Sie sind eine kleine Zugabe der Natur, genauso wie das flirrende Spiel aus Licht und Schatten, die das vorgeblendete Gewebe auf die dahinter liegenden dunklen Faserzementelemente projiziert. Im Schatten wirkt das bronzierte Fassadengewand stumpf. Doch im Sonnenlicht gewinnt es Leben und Tiefe und erzeugt, je nach Blickwinkel, wechselnde Muster durch die optische Überlagerung der Metallstreben. Unterstützt wird dieser Effekt dadurch, dass die Gewebe-Paneele (3,30 x 20 m) vor den Fensterflächen nur aus zarten senkrechten »Fäden« bestehen, vor den geschlossenen Arealen hingegen zusätzlich kraftvolle waagerechte Streben aufweisen. Entworfen hat das neue Museum Nikolaus Goetze von gmp. Das elegant gewandete Haus verzichtet darauf, die würdevoll rote Sandsteinschwere des Ensembles am Friedrichsplatz zu imitieren. Gute Entscheidung! Solch angemessener Kontrast der Formen und Materialien kennzeichnet auch die Rückseite der Kunsthalle. Dort verbindet eine denkmalgeschützte Passage (die James Turrell im Innern gestaltet) die neue Kunsthalle mit dem Gründungsbau von Hermann Billing, eine 100 Jahre alte Ikone des Jugendstils, deren zarte Gestalt eine verblüffende Monumentalität verströmt.

Dem entwurflichen Lärm, der etliche neue Kunstmuseen im Innern kennzeichnet, setzt Goetze in der Kunsthalle eine so lichte wie spektakuläre Atmosphäre entgegen. Klug belässt er der Kunst in den 13 unterschiedlich groß bemessenen Ausstellungskuben von schlichter weißer Klarheit ihre Wirkung. Dazwischen aber öffnet sich das Haus mit Passagen und Brücken und beschenkt die Besucher geschossübergreifend mit fulminanten Raumeindrücken und Blickbeziehungen in die Stadt. Inspiriert durch die Quaderkomposition der barocken Planstadt Mannheim, fügen sich die Kompartimente der Kunsthalle zu einer eigenen kleinen Stadt. Es entsteht ein Ort für die künstlerische Avantgarde, von sockelfreier Niederschwelligkeit und mit einer einladenden öffentlichen Agora als Herzstück, über deren Glasdach sich der weite Himmel wölbt. Erst dank bürgerlichen Engagements wurde der Neubau (Gesamtkosten etwa 68,3 Mio. Euro) mit seinen rund 5 700 m² Ausstellungsfläche möglich, allen voran durch eine 50-Mio.-Euro-Spende des SAP Mitbegründers Hans-Werner Hector. Das passt zu einer Kunsthalle, die von jeher ein Bürger-Museum der Moderne war.

~Jürgen Tietz

  • Standort: Friedrichsplatz 4, 68165 Mannheim

    Architekten:
    gmp Architekten von Gerkan, Marg und Partner, Hamburg
    Bauzeit:
    Abbruch Mitzlaff-Bau und Tiefbunker: August 2014,
    Schlüsselübergabe: Dezember 2017; »Grand Opening«: Juni 2018


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Energetische Sanierung der Kunsthalle Mannheim » (db 6/2014)
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