~Ulf Meyer
Beim Architekturwettbewerb für die Erweiterung des Nelson-Atkins-Museums in Kansas City 1999 wollten die Bauherren die sechs Finalisten dazu bewegen, ihre Anbauten auf der Nordseite des neo-neo-klassizistischen Gebäudes von 1933 vorzusehen, um den großen Skulpturen-Park auf der Rückseite erhalten zu können. Steven Holl war der Einzige, der sich nicht an diese Regel hielt – und prompt den Wettbewerb gewann. Zurecht, wie sich nach der Fertigstellung zeigt: Sein Flügel auf der Ostseite, dessen untere Hälfte im rückwärtigen Skulpturengarten versenkt wurde, lässt die Hauptfassade unverbaut.
Landschaft und Licht sind die beiden Zutaten von Holls Entwurf: Der Bloch-Flügel ist in fünf »Laternen« aus Profilglas unterteilt, die bis zu sieben Meter senkrecht aus dem Rasen herausragen und so wirken, als seien sie selbst Teil des Skulpturengartens. Die Rasenflächen dazwischen gehen nahtlos in die Parklandschaft über. Abends erscheinen die Baukörper wie japanische Papier-Laternen, die den Park beleuchten. Sie sind unterirdisch durch die Ausstellungsräume miteinander verbunden. Gefiltertes Tageslicht dringt durch raffiniert gestaltete Halbtonnendecken hinab in die Galerien. Flache Rampen erschließen die sukzessive dem Hang folgenden Ebenen. Neben der Sammlung für zeitgenössische und afrikanische Kunst gibt es im neuen Flügel Räume für Sonder- und Fotoausstellungen. Ein kontemplativer Skulpturenhof ist dem Werk von Isamu Noguchi gewidmet.
Holls Sensibilität für Licht und seine Qualitäten als Museumsbauer, die er spätestens beim Kiasma-Museum in Helsinki unter Beweis gestellt hat, schaffen in Kansas City lichte angenehme Ausstellungsräume als »Landart«.
- Standort: Oak Street, Kansas City
Architekten: Steven Holl Architects, New York
Eröffnung: Juni 2007
db deutsche bauzeitung 06|2007