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Terrassenhaus Berlin von Brandlhuber+ und Muck Petzet

Berlin
Terrassenhaus

Terrassenhaus
Brandlhuber+ Architekten und Stadtplaner, Berlin, Foto: Erica Overmeer

Erst einmal Vorsicht! Die Stufen, die schräg am Gebäude emporführen, erweisen sich als ziemliche Stolperfalle. Entstanden ist das fünfgeschossige Künstler- und Atelierhaus der Architekten Brandlhuber+ (Konzept) und Muck Petzet (Ausführung) in einem Gewerbegebiet am Gesundbrunnen, einem städtebaulichen Nirwana zwischen Gleiskörper, Hallen, verstreuten Wohnhäusern und einer Schule.

Zur Straße hin präsentiert sich das Sichtbetongebäude mit immer weiter auskragenden Geschossen – da blinzelt Marcel Breuer Whitney-like (s. db 9/2015) vorbei. Zum Hof hin ist eine Stufenpyramide entstanden, seitlich eingefasst von zwei Treppenläufen. Dazwischen erstrecken sich jeweils breite Gemeinschaftsterrassen, hinter denen sich die Gewerbeeinheiten anschließen, die in den unteren Geschossen eine beachtliche Tiefe entwickeln. Die verwendeten Materialien sind betont ruppig und rau, Sichtbeton, Spanholzwände. Vor den großen Fensterelementen mit Aluminiumrahmen hängen schwer entflammbare Vorhänge aus Polyethylen als Sicht- und Sonnenschutz (Baukosten 1.700 Euro/m²).

Bei einem öffentlichen Termin berichtete Muck Petzet, wie komplex die Konstruktion des Spannbetons gewesen sei. Und Arno Brandlhuber zeigte sich gewiss, dass die noch kahlen Terrassen bald üppig begrünt sind und im Haus auch gewohnt werden wird. Die Grenzen von Wohnen und Arbeiten verschleifen, Funktionstrennungen in der Stadt (und im Leben) waren gestern. Ohne Frage: Das ist ein wichtiges Thema. Aber reicht das für einen Brandlhuber-Hype (wie jüngst in der Süddeutschen Zeitung versucht) aus? Eröffnet das Haus in der Böttgerstraße tatsächlich einen substanziellen Zukunftsbeitrag zu Dichte und sozialem Miteinander in der Stadt? Gewiss entstehen mit den Terrassen verschwenderisch weite Gemeinschaftsräume. Das ist charmant für alle, die dort leben. Doch im Gegensatz zur langen Reihe älterer Terrassenhäuser, etwa dem legendären Londoner Alexandra Road Estate (Neave Brown), trägt die Berliner Stufenpyramide in erster Linie dazu bei, ein weiteres Berliner Quartier kunstgerecht zu gentrifizieren. Beim Erkunden des Hauses, treppauf und treppab, schwingt die Frage mit, ob es eigentlich eine gute Gentrifikation gibt und eine böse? Wie Brandlhubers Potsdamer Antivilla wirkt das Gebäude wie eine mediengerecht aufbereitete Schaumschlägerei, die lediglich jenen Mut simuliert, den Berlin – etwa im Wohnungsbau – dringend bräuchte. Was bleibt, ist eine nette aber vordergründige Attitude in Sichtbeton, die sich als Avantgarde vermarktet.

~Jürgen Tietz


 

Website des Terrassenhaus-Projekts
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