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Galeriehaus am Kupfergraben

Berlin
Galeriehaus am Kupfergraben

Galeriehaus am Kupfergraben
~Nikolaus Bernau

Seit Monaten schon streichen Passanten mit den Händen über fein geschlämmte, hellgelbe Ziegel, streiten sich über die tiefen Einschnitte für die Fenster und die Terrassen auf dem Dach. Der beste Blick auf den Neubau, den der Kunsthändler und Sammler Heiner Bastian in Auftrag gab, bietet sich derzeit vom Lustgarten aus. Und immer wieder hört man auch dort Wortgefechte: Ist dies Gebäude nun der ersehnte Aufbruch Berlins in eine neue Moderne oder nur wieder ein in zähem Kampf mit den Berliner Konservativen durchgesetzter Versuch dazu? Oder stört er mit seiner kargen Ästhetik in diesem von klassizistischen Säulen und Pilastern geprägten Umfeld gar?
Demonstrativ plastisch wirkt der Bau, es gibt kein traditionelles Sockelgeschoss und auch kein Dach, nicht einmal eine Attika. Alle Versuche, das Gebäude in die preußische Architekturgeschichte einzuschreiben, müssen spätestens beim Topos der geschlossenen Wandflächen enden. Die raumhohen Fenster sind ohne Rahmen aus dem Block geschnitten, demonstrieren damit, dass sie vor allem für die Sicht von innen nach außen gedacht sind, dazu, sich die Museumsinsel anzusehen, den Fernsehturm, den Lustgarten. Die Ausstellungssäle erhalten ausschließlich Seitenlicht, das nicht nur mit eher handwerklichen Fensterläden, sondern auch mit aufwändigen Verschattungsjalousien gedämpft werden kann, welche im geschlossenen Zustand die Ausblicke wie ein Pixelmuster aufscheinen lassen. So wie der Außenbau die Ecke als Abfolge von geschlossenen und offenen Flächen inszeniert – der schroffe Kontrast zum Altbau daneben wird verschwimmen, wenn dieser erst einmal restauriert ist und sein Sandstein wieder heller strahlt –, inszeniert die Galerie auch die Sicht auf die Stadt nicht als Panorama, sondern nur durch Ausschnitte. In jeder Hinsicht wurde hier die Berliner Stadtbaugeschichte fortgesetzt, ohne sich ihrem historischen Formenapparat zu unterwerfen. Das ist zweifellos keine ästhetische Avantgarde, dazu ist dieser Bau zu moderat im Auftritt. Doch zeigt er uns eine Alternative zu dem auftrumpfenden Monumentalismus, mit dem das Büro von O. M. Ungers das Pergamonmuseum umbauen will, und zu den Kompromissen, wie sie etwa die »kritische Rekonstruktion« des Pariser Platzes ruinierten.
Standort: Am Kupfergraben 10 Architekten: David Chipperfield Architects, London/Berlin Fertigstellung: November 2007
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