Nach dem fulminanten Auftakt auf der Essener Zeche Zollverein nun ein zweiter Bau, mit dem sich das Tokioter Büro auf dem europäischen Kontinent einschreibt – und wieder innerhalb eines Masterplans aus den Händen des OMA um Rem Koolhaas: Für das neue Stadtzentrum von Almere, jene unentwegt über den Polder wachsende Eigenheim- und Freizeit-Enklave am Rande der Randstad, steuerten SANAA ein Kunst- und Theaterzentrum bei, das einen Ruhepunkt bildet inmitten der aufgeregten Erlebniswelt von Shopping Malls, Luxuswohnhochhäusern und künstlichen Tiefgaragen-Gärten: Drei ausgewogen proportionierte Kuben, elegant ummantelt mit transparentem und opakem Glas, stellenweise auch Sichtbeton, ragen aus einem 100 mal 100 Meter großen gläsernen Flachbau heraus, der exponiert auf einem künstlichen Stützen-Ponton unmittelbar über dem Ufer des Weerwater-Sees schwebt. Darin untergebracht ein großer, kühl in eine perforierte Aluminiumhaut gekleideter Theatersaal mit 1700 strikt linear arrangierten Sitzen, ein zum See hin geöffneter Kammerspiel- und Konzertsaal mit 350 Plätzen sowie eine kleine Performance-Bühne, über der sich drei Verwaltungsgeschosse erheben. Zwischen die Kuben ist das kommunale Kunstzentrum mit seinem dichten Raumgeflecht gespannt: Seminar-, Werkstatt- und Übungsräume samt Tonstudio sind dabei über kleine Innenhöfe zu größeren Einheiten verbunden; gerichtete Durchsichten zum See stellen eine Vielzahl von Außenbezügen her. Die aus Sparsamkeitserwägungen leider in billigsten Materialien ausgeführten Deckeninstallationen befördern die atmosphärische Leichtigkeit des ansonsten feingliedrig komponierten Stützenbaus nicht gerade, die Aluminiumprofile der Glasfassade schließen nicht immer so präzise aneinander an wie in den Plänen vorgezeichnet. Alles in allem also mehr niederländisches Lehr- als japanisches Meisterstück.
- Standort: Esplanade 12. Almere Stad
Architekten: SANAA, Tokio (J)
Fertigstellung: Dezember 2006