Die Wiener Innenstadt ist ein architektonisch heiß umkämpfter Ort. Neubauten sind, von diversen Dachauf- oder ausbauten abgesehen, äußerst selten; das Bewahren der Substanz steht an oberster Stelle. Baulücken gibt es nahezu keine. Das Hotel Topazz hatte Glück, wenngleich der Bauplatz für ein Hotelprojekt verschwindend klein ist: ganze 153 m². Da half nur ein intelligentes Konzept – Klasse statt Masse, ein Designhotel »für Menschen mit Geschmack und Stil«, wie der Betreiber Martin Lenikus es formuliert. Die Architekten haben sich für das Boutique-Hotel, wie sie es bezeichnen, eine sehr originäre Fassade einfallen lassen: hervorspringende, ovale Bullaugen auf einer Fassade aus mokkafarbenen Glasmosaiken, ein Kontraktpunkt zur historischen Substanz, keineswegs schreiend oder laut, sondern mit eher mondäner Wirkung. Die Augen (sprich: Fenster) dienen den Gästen als körperfreundlicher Liege-Ausguck, den besten Ausblick auf den Stephansdom hat man freilich vom Penthouse aus. Die Planer haben in dem Bau tatsächlich neun Geschosse untergebracht, trotzdem erscheint er nicht wesentlich höher als die umliegenden Gründerzeithäuser. Die Lobby ist zwangsläufig recht klein ausgefallen, dennoch hat es für einen großzügigen Deckendurchbruch gereicht, der das EG räumlich mit dem »Privileged Club« im UG verbindet, wo die Hotelgäste kulinarisch versorgt werden. Insgesamt gibt es 32 Zimmer, vier pro Etage. Für den Innenausbau ist Michael Manzenreiter verantwortlich, der mit diskretem, aber edlem Design an die Tradition der Wiener Werkstätten und der Salonarchitektur des Fin de Siècle anschließen will: Dunkle Holztäfelungen und üppige Stoffe versprechen Behaglichkeit und modernen Komfort, der sich in den Badezimmern mit viel Marmor, Porzellan und Chrom äußert. Und schon von außen signalisiert das Hotel diese Diskretion des Luxuriösen.
- Standort: Lichtensteg 3, A-1010 Wien
Architekten: BWM Architekten und Partner, Wien (A)
Bauzeit: Januar 2011 bis Juni 2012