~Hartmut Möller
Ein Tor verbindet. Aus dieser simplen Idee entwickelten die Architekten ein zweigeteiltes Haus, dessen unterschiedlich hohe Bauteile zusammen mit einer aufwändigen Stahlkonstruktion ein Portal bilden – ein Symbol für die Anbindung der Südstadt an das Stadtzentrum. Das expressive Tragwerk dient dabei nicht der schnöden Effekthascherei: Da sich eine der größten U-Bahn-Stationen von Hannover unterhalb des Geländes befindet, ließen sich herkömmliche Fundamente nicht realisieren. Weit auskragend wurde der fünfgeschossige Riegel an eine zurückgesetzte Stützenreihe gehängt, deren Gründung bis hinab auf das Bausohlenniveau der Haltestelle reicht. Fünf dazugehörige Fachwerkträger oberhalb des Dachs leiten die straßenseitigen Lasten über Zugelemente in den jeweiligen Pfeiler und das dahinterliegende Hauptgebäude ein. Erschlossen werden die einzelnen Ebenen des scheinbar schwebenden Baukörpers über eine Glasbrücke; Fußgänger durchschreiten das Tor unterhalb dieses Stegs.
Das Bauwerk, dessen Planung auf einen Wettbewerb aus dem Jahre 1993 zurückgeht, ist nicht unumstritten. Zunächst fand sich kein Investor; die Insolvenz des Fassadenbauers führte dazu, dass der Rohbau ein halbes Jahr lang geradezu »nackt« dastehen musste. Daraus resultierende Bauverzögerung, Budgetüberschreitung und zuletzt der Verkauf der Nileg (Niedersächsische Landesentwicklungsgesellschaft; Bauherr) haben das Projekt reichlich gebeutelt.
Jetzt fügt sich der gläserne Neubau aber als Pendant zu Behnischs schräg gegenüberliegender Nord/LB wohltuend in den Aegi-Komplex ein. Städtebaulich stärkt das Torhaus den Aegidientorplatz, da die Schließung der letzten Baulücke dem Ort endlich wieder seinen ursprünglichen Platzcharakter verleiht.
- Standort: Aegidientorplatz 2b, Hannover
Architekten: Storch Ehlers Partner Architekten, Hannover
Fertigstellung: Januar 2007
db deutsche bauzeitung 06|2007