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Von Dach- und Berglandschaften

Kalzip-Dächer für einen Schulneubau in Grönland
Von Dach- und Berglandschaften

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Eine Schule in einer Region mit extremen Klima- und Wetterbedingungen zu entwickeln ist eine besondere Herausforderung. Was in »Standardgefilden« funktioniert, reicht für diese klimatischen Bedingungen nicht aus. Das Kopenhagener Architekturbüro KHR hat mit seinem Entwurf für die »Atuarfik Nasasuaq«-Schule in Nuuk eine rundum gelungene Planung vorgelegt.

~Christoph Schmidt,
Sales Director Kalzip GmbH

Es erfordert viel Feingefühl, um für einen besonderen Ort wie Nuuk eine große Schule zu bauen. Die Hauptstadt von Grönland ist hinsichtlich ihrer Bebauung wohl kaum mit den meisten anderen Hauptstädten zu vergleichen. Die Bevölkerungszahl ist gering: In Nuuk selbst leben rund 17 000 Einwohner, im erweiterten Gebiet 19 000. Die Bebauung ist aufgelockert und von kleinen Wohngebäuden mit wenigen Stockwerken geprägt. Nur in ausgewählten Bereichen sind großvolumige Bauten angesiedelt.

Die »Große Ebene«, auf der Nuuk erbaut ist, ist leicht hügelig und fällt zu den Küstenbereichen hin ab. Im Hinterland ragen Gebirgsketten auf. Die kleine Stadt an der Südwestküste des Landes liegt vor dem Panorama des Sermitsiaq. Der 1 250 m hohe Berg ist von einem scharfen West-Ost-gerichteten Gipfel geprägt, in dessen Verlauf drei Gipfelpunkte emporragen. Diese ähneln einem Sattel, welcher dem Berg und der Insel ihre Namen gegeben hat. In dieser topografischen Situation sollte nun ein neuer Bildungskomplex entstehen, bei dessen Entwurfsgestaltung dieser Berg eine große Rolle spielte.
Die Schule wird Platz für 1 200 Schüler in fünf Klassen mit bis zu 26 Schülern pro Klasse bieten. Eine Kindertagesstätte für 120 Kindergarten- und Krippenkinder befindet sich ebenfalls im Gesamtgebäude, ist aber in einer separaten Einheit untergebracht. Die Schule entsteht in zentraler Lage unweit des Rathauses und soll auch ein Wahrzeichen der Stadt sein, das die internationale Zukunft von Nuuk in den Blick nimmt. Die Stadt unterliegt derzeit einer rasanten Entwicklung in Richtung einer internationalen Großstadt. Die großen Ambitionen für die Schule sollen sich auch im Entwurf widerspiegeln.

Arktisches Bauen erfordert Umdenken

Die Planer von KHR Architekten in Kopenhagen haben durch andere Projekte bereits Erfahrung im arktischen Bauen sammeln können. Das Unternehmen hat seit dem Bau des Grönländischen Instituts für Natürliche Ressourcen und der Malik Schwimmhalle im Jahr 1998 mehrere Projekte in Grönland entworfen; auch schon eine andere Schule in Nuuk. Sie wussten daher, dass das Bauen in der Arktis ganz andere Entwurfsspielregeln als im gemäßigten Klima einfordert. Nicht nur plötzliche große Schneemengen, auch große saisonale Temperaturunterschiede oder hohe Windgeschwindigkeiten bestimmen die Planung. Da es in Nuuk schon mal so windig sein kann, dass sich Türen nicht mehr öffnen lassen, haben die Planer an allen vier Seiten des Gebäudes Ein- und Ausgänge vorgesehen. In den langen, dunklen Wintern ist es nötig, das wenige Tageslicht möglichst effektiv zu nutzen. Die Architektur sorgt durch die hohen schrägen Oberlichter dafür, dass das Licht in das Gebäude fällt, ohne zu blenden – unabhängig vom Sonnenstand.

Versetzt angeordnete Bauteile

Das Ensemble besteht aus sechs rechteckigen und quadratischen Bauteilen, die auf einem lang gezogenen Baugrundstück versetzt positioniert sind, sodass eine Reihe kleinerer Freiflächen um die Gebäude herum entsteht. Die Gestaltung nimmt die Landschaft und die vielen kleinen Freiräume auf, die zwischen den kleineren Einheiten entstehen. Sie bieten optimale Bedingungen für Schutz, Sonne, Spiel und Aufenthalt. Gleichzeitig verbindet der Durchgang zwischen der Schule und der Kindertagesstätte das Schulgelände mit der Stadt.

Die Lage mitten in der Stadt Nuuk und am Rande der Großen Ebene nutzen die Planer, um eine Schule zu schaffen, die sowohl ein integraler Bestandteil der Stadt ist als auch mit der Landschaft in Verbindung steht. Die ein- bis viergeschossigen Gebäude öffnen sich zur Stadt mit aktiven städtischen Räumen und Fassaden, die nach außen gerichtete Funktionen wie Sportanlagen, Auditorium und Kernraum widerspiegeln. Die Verknüpfung mit der Landschaft zeigt sich in der Gestaltung der Dächer: Die skulpturalen Dachformen nehmen die Form der umliegenden Gebirgsketten auf und erzeugen so, ähnlich wie das bereits erwähnte Massiv Sermitsiaq, in jeder Ansicht einen lang gestreckten Grat. Gleichzeitig passen sich die Gebäude mit ihrer mäßigen Höhe gut in die Umgebungsbebauung ein. Die schrägen Dachformen sind auch ein wichtiger Bestandteil der speziellen arktischen Architektur, denn sie sorgen dafür, dass der Schnee nicht auf den geneigten Oberlichtern liegen bleibt.

Die ungewöhnliche Dachlandschaft mit den polygonalen Aufsätzen, in denen sich die Oberlichter befinden, wurde mit auf der Baustelle produzierten Stehfalzelementen von Kalzip realisiert. Die Aluminiumprofiltafeln ermöglichen die individuelle Geometrie des Daches. Die durchdringungsfreie Dachhaut hat keine Schwachstellen durch Befestiger – was nicht nur im arktischen Winter ein Pluspunkt ist. Das witterungsbeständige und montagefreundliche Bausystem in Leichtbauweise überbrückt auch große Spannweiten mühelos, sodass es für den Einsatz an diesem Bau bestens geeignet ist. Um die extrem hohen Schneelasten in die Unterkonstruktion abzutragen, musste lediglich die Anzahl der Verbundklipps an diese Last angepasst werden. Als industriell vorproduziertes Dachsystem aus Aluminium punktet es mit kurzen Bauzeiten. Aufgrund des engen Zeitplans musste auch im arktischen Winter bei zeitweise -25° C unter Flutlicht weiter montiert werden. Per Mortensen von AE Stalmontage sagt dazu: »Auch wenn uns die Handschuhe manchmal am Blech festfrieren, sind wir dennoch froh, dass die Kalzipbahnen bei Wind und Wetter ordnungsgemäß verlegt werden können. Mit einem anderen Material könnten wir den engen Zeitplan nicht einhalten.«

Ein Zentrum für alle Bewohner

Die Gebäude ersetzen mehrere Altbauten, die nicht mehr dem Standard entsprachen. Darüber hinaus fungieren sie als Treffpunkt für die Stadtbevölkerung. Gerade in den kalten Monaten, in denen es schwierig ist, sich draußen zu treffen, profitieren die Bürger der Region von einem großen zentralen Raum. Mit angrenzender Kantine kann dieser vom Rest der Schule abgetrennt werden, damit Vereine und Veranstaltungen die Räumlichkeiten nach dem Unterricht nutzen können. Neben Kultur und Sport bietet die große, offene Kantine die Möglichkeit, sich während und nach der Schule beim Essen zu treffen. So erhalten die Kinder eine ausgewogene Mahlzeit und die Kantine erfüllt die wichtige Funktion für das Wohlbefinden und das Lernen. Die Schule in der Ebene soll ein Wahrzeichen sein, das eine Geschichte über das Kind im Zentrum des Schulbaus erzählt, über den Aufbau einer Stadt mit Raum für Menschen, sowohl innerhalb der Gebäude als auch im Raum zwischen den Häusern. Das Hauptthema der Schule verweist auf die grönländische Geschichte der Natur als Grundvoraussetzung für das Leben und setzt gleichzeitig auf eine Bauweise, die dem Wohlbefinden der Menschen Priorität einräumt.

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