Schnurgerade führt die prächtige Lindenallee auf Breitenfeld im Norden Leipzigs zu. Linkerhand prägen zwei giebelständige Gewerbehallen den prosaischen Siedlungsrand, gefolgt vom quadratischen Zweigeschosser der neuen Kita. Deren Dach dominiert als kräftiger Dreizack in Form und Höhe die umgebende Gemengelange aus Einfamilienhäusern und Fragmenten historischer Dorfbebauung und definiert eine neue Ortsmitte. Die gewagt türkisfarbene Fassade aus bogenförmigem Kellenputz bindet dabei das dissonante Farbspektrum des weiteren Bestandskontexts feinsinnig ein.
Dass diese stimmige Setzung keine leichthändige Entwurfsentscheidung war, sondern durch einen Regelwald aus sachfremder Bauleitplanung und restriktiven Förderrichtlinien errungen werden musste, lässt sich auf den zweiten Blick an diversen Detailpunkten erkennen. Der unveränderliche Bebauungsplan gab eine für die hier vorgesehenen Einfamilienhäuser typische offene Bauweise mit Satteldach samt Neigungswinkel, Traufhöhen usw. bindend vor; der auf dem hinteren Grundstücksteil gelegene Bestandskindergarten musste während der Bauphase in Betrieb bleiben. Der konzeptionell unschöne – optisch jedoch gut kaschierte – Wechsel zwischen den großformatigen Aluminiumfenstern im EG und preisgünstigeren Kunststoffrahmen im OG lässt zudem den enormen Kostendruck erahnen.
Umso erstaunlicher die fast archetypische Klarheit dieser Neuinterpretation des sächsischen Dreigiebelhauses, die sich auch im Innenraum konsequent fortsetzt. So führt der Eingang unter der mittleren Dachspur in einen durchbindenden Hallenraum mit Freitreppe, an den sich unter dem südlichen Dach über beide Geschosse die Gruppenräume anlagern. Glastüren schaffen angemessene Transparenz, wobei schlichte, von den Architekten entworfene Holzgarderoben, und v. a. die fein detaillierte, bodentief gezogene Geländerharfe samt kreisrunden Sitzinseln den offenen, akustisch erstaunlich angenehmen Raum zonieren. Die Nordspange birgt Fluchttreppenhaus, Anlieferung sowie diverse Wirtschaftsräume und bleibt im Tagesgeschäft dem Personal vorbehalten.
Terrassen erweitern die Krippe und den Mehrzweckraum in die schön gegliederte, nach Rückbau des Bestandsgebäudes nun großzügige Freifläche, doch nimmt deren robuste Gebrauchsorganik geschwungener Wege und Spielfelder das tragende Architekturthema nur bedingt auf.
- Standort: Lindenallee 3a, 04158 Leipzig
Architekten: Irlenbusch von Hantelmann Architekten, Leipzig
Bauzeit: September 2017 bis März 2019