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WUNSCH UND WIRKLICHKEIT
Mit Spannung erwartet und in den schönsten Farben ausgemalt, wurde der Skywalk über einer mächtigen Schlucht im Grand Canyon jetzt eröffnet. Leider ist von der leichten Konstruktion, die die Entwurfsillustration suggeriert, so gar nichts übrig geblieben. Nicht einmal den eleganten Hufeisenschwung durfte sie behalten. Dass eine 25 Meter auskragende Plattform in 1200 Meter Höhe für eine Belastung von 120 Besuchern, Sturm und Erdbeben der Stärke 8 nicht frei schweben kann, ist keine Überraschung. Warum aber der mannshohe Träger so plump über den Rand der Schlucht ragen muss, ist einfach nicht nachzuvollziehen. Die versprochene spektakuläre Aussicht hat man sicherlich und auch den Schauder beim Blick durch den 55 Millimeter dicken Glasboden in die Tiefe. Außerdem sind an die Attraktion große Hoffnungen geknüpft: Das Gebiet gehört den Hualapai-Indianern, die sich 600 000 bis 900 000 Besucher pro Jahr wünschen, um endlich ihre Armut hinter sich zu lassen. Dazu soll die Plattform durch Besucherzentrum und Konferenzräume, Restaurant und Museum ergänzt werden.
Allerdings hat das Projekt auch seinen Preis: 30 Mio Dollar kostete der Bau, die ein Unternehmer aus Las Vegas vorstreckte, und die Besucher müssen Dutzende von Meilen durch Stammesgebiet fahren, um Nervenkitzel ausgerechnet an einem Ort zu erleben, der den Ahnen der Hualapai gewidmet und damit heilig ist. Doch wem das Ganze insgesamt 75 Dollar wert ist (50 Dollar für das Basispaket Grand Canyon West und 25 Dollar Eintritt für die Plattform), möge uns berichten, ob es sich lohnt. ~red
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