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Wenche Selmer (Augsburg)

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Wenche Selmer (Augsburg)

Wenche Selmer (Augsburg)
3-2
~Klaus F. Linscheid

Der in Deutschland so gut wie unbekannten norwegischen Architektin Wenche Selmer (1920-98) widmet das Architekturmuseum Schwaben eine große Retrospektive. Wenche Selmer gehört zu den wenigen weiblichen Architekten, die nach dem Zweiten Weltkrieg eine bedeutende Rolle in der norwegischen Architektur spielten. Ihr Metier waren ausschließlich Einfamilien- und Ferienhäuser, ihr bevorzugtes Material das in der norwegischen Bautradition seit jeher verwendete Holz. In 44 Jahren baute sie um die 100 Häuser. Hervorzuheben sind dabei nicht nur ihr sensibler Umgang mit der sozialen Seite des Wohnens, sondern auch ihr bewusster Einsatz von Ressourcen. In diesem Sinn war Wenche Selmer ihrer Zeit sicher weit voraus und ihre Architektur kann heutzutage als vorbildlich gelten.
Die Einbeziehung der Umgebung in ihren Entwurf war ihr stets besonders wichtig. »Und seien Gebäude in der Nachbarschaft auch uninteressant oder sogar hässlich«, wie sie betonte, sie seien trotzdem Teil der Umgebung und dürften daher nicht ignoriert werden. Was wir heute den »genius loci« nennen, war für Wenche Selmer eine der wichtigsten Inspirationsquellen. Sie saß oft lange am späteren Bauplatz und ließ die Umgebung auf sich wirken. Ebenso wichtig waren ihr aber die zukünftigen Nutzer. In intensiven Gesprächen versuchte sie deren Bedürfnisse, Vorlieben und Gewohnheiten herauszufinden, um ein ganz persönliches Refugium für diese eine Familie zu erschaffen. »Auf was kannst Du verzichten?«, pflegte sie ihre Bauherren zu fragen, um sowohl Material als auch Raum minimieren zu können.
»Achtsamkeit« ist vielleicht der umfassendste Begriff, der ihre Arbeiten kennzeichnet. Sie führte die norwegische Holzbautradition fort, modifizierte sie aber gestalterisch mit modernen Elementen. Ihre offenen, in einander fließenden Grundrisse sind typische Stilmerk- male. Reine Verkehrsflächen versuchte sie zu reduzieren. Außen- und Innenraum fließen, soweit es das raue norwegische Klima zulässt, ineinander. Licht ist im langen Winter nur wenig und v. a. nur kurz vorhanden und wird daher von allen Seiten so viel wie möglich eingefangen.
Konstruktiv unterscheiden sich die »Hütten«, wie man zumindest ihre Ferienhäuser auch nennen könnte, wenig von denen ihrer Zeitgenossen. Ein einfacher Wandaufbau mit einer Pfosten-Riegel-Konstruktion, Holzverschalung und zwischenliegender Wärmedämmung wurde später auch als hinterlüftete Fassade ausgeführt. Eine sorgfältige Detailarbeit war ihr stets wichtig.
Großen Einfluss erlangte Wenche Selmer später an der Oslo School of Architecture, wo sie ab 1976 als Professorin tätig war. Während dieser Zeit war sie neben Sverre Fehn und Christian Norberg-Schulz eine der unbestrittenen Autoritäten der Schule. 1969 erhielt sie den norwegischen Holzbaupreis.
Die Kuratorin der Ausstellung, Elisabeth Tostrup, ist Professorin an der School of Architecture in Oslo und arbeitete dort von 1983-87 mit Wenche Selmer zusammen. Sie hat diese kleine aber feine Ausstellung 2002 zusammengestellt. Seitdem ist sie schon in mehreren Ländern gezeigt worden. Auf großen Acrylglasplatten werden die Häuser fotografisch ansprechend präsentiert. Ein begleitender Text und teilweise Pläne erläutern Details.
Bis 21. August. Stilles Holz. Die norwegische Architektin Wenche Selmer. Architekturmuseum Schwaben, Thelottstraße 11, 86150 Augsburg, Di-So 14-18 Uhr. www.architekturmuseum.de/augsburg/
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