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Verwaltungsgebäude · Administration Building

Engere Wahl · Shortlist
Verwaltungsgebäude · Administration Building

Der Hauptsitz der Gelsenwasser AG in Gelsenkirchen – ein Bau von Harald Deilmann aus den achtziger Jahren – liegt in Sichtweite der Arena auf Schalke, per se also an prominenter, weil viel gesehener Stelle. Die Architekten gewannen den Wettbewerb für den Erweiterungsbau mit einer überzeugenden, weil selbstverständlichen Baukörperanlage: Der bisherige Hauptsitz bekam einen Zwilling zur Seite gestellt, keinen identischen, aber einen doch als solchen erkennbaren Zwilling. Nun ist der Architekt wie weiland derjenige, der den Überblick über alle Gewerke behalten muss. Ante Anin weigert sich jedoch, aus dem Reigen der beteiligten Ingenieure einen höher als die anderen zu bewerten, was nun dem Profil des Balthasar-Neumann-Preises keineswegs widerspricht: Wenn die Zusammenarbeit von Architekten mit gleichzeitig mehreren Ingenieuren ausgezeichnet läuft, kann dies letztlich dem Gebäude nur zugute kommen. Angenehme Arbeitsplätze, Flexibilität in der Funktion, Wegweisendes in der Energiekonzeption, ein elegantes Erscheinungsbild – und letztlich ein Ergebnis, in dem kaum mehr auseinander dividiert werden kann, wer besondere Verdienste daran hat: Das zeichnet den neuen Sitz von Gelsenwasser aus. Ein Energiekonzept, das der Nutzung regenerativer Energie – in diesem Fall Erdwärme beziehungsweise -kühle – besondere Bedeutung beimisst, konnte dem Bauwerk nicht wie ein Mäntelchen angezogen werden, sondern verlangte in Ausrichtung, Grundrisskonzeption und minimiertem Tragwerk ein ständiges Miteinander. Den Baukörper – 53,84 Meter lang und 15,35 Meter breit und 9 Geschosse hoch – konzipierten die Tragwerksplaner als Flachdeckenkonstruktion auf Stützen, die mit einem Kern ausgesteift ist. Weil der Bau im Bergsenkungsgebiet steht, ist das Untergeschoss als »tragende Röhre« ausgebildet. Um die Deckenkonstruktion dünn zu halten, wurde sie ohne Verbund zwischen Beton und Spannstahl vorgespannt; Monolitzen sind in Deckenlängsrichtung nach dem Betonieren gegen den erhärteten Beton vorgespannt.

Die Fassadenelemente bestehen aus geschosshoher Isolierverglasung (Weißglas), wobei im Scheibenzwischenraum elektrisch gesteuerte, hoch reflektierende Aluminiumlamellen montiert sind – sie dienen der Lichtlenkung und dem Sonnenschutz. Im Fußbodenbereich über den sehr dünnen Geschossdecken erlauben »Fassadenkiemen«, also Elemente, die elektronisch sowohl zentral wie auch individuell steuerbar nach außen geschoben werden können, eine natürliche Belüftung. Unter der Decke sind flache Elemente montiert: Hier wird die Abluft abgesaugt und je nach Bedarf erwärmt oder gekühlt. Dafür wurde ein Erdsondenfeld erstellt, das mit Erdwärme zur Temperaturregulierung beiträgt; gekühlt wird die Luft nur mit Wasser und Abwärme des Blockheizkraftwerks – hier kam Trocknungs- und Verdunstungskühlung (DEC) zum Tragen: Zuerst wird die frische Außenluft durch ein im Luftstrom drehendes »Salzrad« stark getrocknet. Diese sehr trockene Luft wird mit der kalten Abluft vorgekühlt. Anschließend wird die Temperatur der Zuluft durch Sprühbefeuchtung weiter heruntergekühlt und die Luft wieder optimal befeuchtet. Was im Salz des Sorptionsrades an Luftfeuchtigkeit gebunden ist, wird durch Abwärme des Blockheizkraftwerkes wieder ausgetrieben – und der Prozess beginnt von vorn. Strom wird in dem vorhandenen Blockheizkraftwerk ganzjährig und ressourcenschonend erzeugt.
Wozu der Aufwand? Mit einem regenerativen Anteil von 63 Prozent am Gesamtenergieverbrauch darf der Neubau von Gelsenwasser immerhin als vorbildlich gelten. Man kann und will außerdem nicht entscheiden, ob die Vollverglasung wegen des Energiekonzeptes oder aufgrund der schönen Innenräume gewählt wurde; ob der Sichtbeton der Betonung des Tragwerks oder der noblen Arbeitsatmosphäre dienen soll; ob die individuell steuerbare Lamellenposition dem Wohlbefinden der Mitarbeiter oder dem abwechslungs-reichen Fassadenbild geschuldet ist. Kurz und gut: Die gelungene Zusammenarbeit zeichnet sich dadurch aus, dass sie über das Stadium der Erkennbarkeit hinausgewachsen ist. Ursula Baus
The headquarters of Gelsenwasser AG in Gelsenkirchen, built in the 1980s by Harald Deilmann, is situated in a prominent and highly visable location, seen from the Schalke Arena. The architects won the competition for the addition of a building with a convincing, clearly defined structure: the existing headquarters acquired a twin on the side, not an identical one, but an identifiable twin all the same. The architect alone is required to maintain an overview of all trades. From the various engineers involved in this project, Ante Anin avoids rating the work of one over the others. This does not conflict with the intent of the Balthasar-Neumann-Prize in any way: Buildings can only stand to benefit from architects collaborating effectively and simultaneously with multiple engineers. A pleasant working environment, functional flexibility, an innovative energy concept, elegant appearance – and finally a result in which it is difficult to separate the special contributions of those involved: This distinguishes the new headquarters of Gelsenwasser. An energy concept which utilises regenerative energy – in this case geothermal heating/cooling – was ascribed special importance. The concept could not be pulled over the building like a coat, but demanded continuous integration through orientation, floor plan conception and the minimal structure. The building, 53.84 metres long, 15.35 metres wide and nine-storeys high, was conceived by the structural engineer as a flat-plate-on-column system with a stiffening core. As the building stands in a mining subsidence area, the ground floor is formed as a “load-bearing duct”. In order to reduce the thickness of floor plates, they were prestressed without bonding between the concrete and prestressing steel. After the concrete placement, PE-covered tendons were placed in the long span direction, and tensioned against the hardened slab. The façade elements consist of full-height insulating glass (flint glass) panels, whose cavity is filled with electrically-controlled, highly reflective aluminium louvres, which provide light reflectance and sun shading. “Façade gills” are provided in the flooring zone over the thin floor plates – that is elements, which can be pushed outwards for natural ventilation, via both centralised and localised electronic operation. Flat elements are mounted under the floor plates for taking in exhaust air, which is then warmed or cooled depending on requirements. For this purpose a borehole field was constructed, which regulates temperature through geothermal heating. Air cooling occurs only through water and waste heat from the block-type thermal power station (BTTP) – here direct evaporative cooling (DEC) was brought to bear: First of all, the fresh external air is dried through a “salt wheel” rotating in the air stream. This very dry air is pre-cooled with cold exhaust air. Finally, the supply air temperature is further cooled through a moisture spray and its humidity optimised once again. Moisture contained in the salt of the sorption wheel is re-expelled by waste heat from the BTTP, and the process begins again. Resource-saving electricity is produced in the BTTP all year-round. Why all the effort? With a regenerative quotient of 63% of the total energy consumption, Gelsenwasser’s new building can be consided exemplary. One cannot and moreover, does not want to decide if the full glazing was selected as part of the energy concept or for the attractive interior; if the exposed concrete shall serve the structural expression or the stylish work atmosphere; if the individually controlled blinds are for the benefit of the employees or to produce variety in the façade. To get to the point: the outstanding collaborative work is evidenced by the fact that it is beyond recognition. Ursula Baus
Bauherr · Client: Gelsenwasser AG, Gelsenkirchen Architekten · Architects: Anin Jeromin Fitilidis & Partner, Düsseldorf Mitarbeiter · Project team: Lukas Droste, Katrin Schwermann, Mark May, Anne Hömberg, Wladimir Schild, Christoph Rohkämmer, Jessica Eikenroth, Jacek Goehlmann Tragwerksplaner · Structural engineer: Naumann & Partner, Köln Klima- und Energiekonzept · Climate and energy concept: Transsolar Energietechnik, Stuttgart Haustechnik · Services: enco Thüringen, Eisenach Glasstatik · Glass engineering: Delta-x , Stuttgart Elektroplanung · Electrical engineering: elteg Ingenieurgesellschaft, Hilden Bauphysik · Building physics: Graner + Partner, Bergisch Gladbach Brandschutz · Fire: Phönix Consult, Meerbusch
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