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Urban Futures 2050

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Urban Futures 2050

~Wilhelm Klauser

Die Heinrich-Böll-Stiftung ist derzeit die einzige parteinahe Stiftung, die sich systematisch mit der Frage der großen Stadt auseinandersetzt und mit den Herausforderungen, die diese an Bewohner, Politiker und Planer stellt. »Urban Futures 2050« war nach »Urban Futures 2030« (2009) und »Die große Transformation« (2010) bereits die dritte Konferenz, die die Stiftung ausgerichtet hat, diesmal in Zusammenarbeit mit der Stiftung Bauhaus Dessau. Wieder bemühte man sich um den Blick auf eine Zukunft in der Stadt und für die Stadt. Das Format hatte sich nicht geändert: Impulsvorträge, Podiumsdiskussion und parallele Foren zu den unterschiedlichsten Themen, die von der städtischen Landwirtschaft bis zur Bürgerbeteiligung reichten.
Das Ergebnis der Diskussion war ernüchternd. Die Urbansierung schreitet fort, sie beschleunigt sich und muss zwangsläufig den Globus zum Kollaps führen, wenn nichts geschieht. Das ist aber bekannt. Wo also ansetzen, wenn nicht in der Stadt? Auch diese Aussage ist bekannt. Dort, wo die meisten Menschen leben, müssen die Lösungen gefunden werden! Cecilia Martinez, Direktorin des New Yorker Büros von UN Habitat, verwies auf Lateinamerika. Dort würde die Zukunft entwickelt. Mit der Urbanisierung nämlich entstünde Reichtum und damit überhaupt erst die Möglichkeit, nachhaltige Städte zu gestalten. Kees Christiaanse hingegen hat eine andere Zukunft gesehen. Er beobachtet in Indonesien das Entstehen einer von ökonomischen Instinkten getriebenen Stadt, in der Idealismus wenig Platz hat. Beide sprachen dabei nicht von einem Szenario oder von einer Vision, wie sie der Untertitel der Konferenz forderte. Sie beschrieben die Dinge stattdessen so wie sie sind und zeigten die Dringlichkeit politischen Handelns auf.
Immer wenn es um die Zukunft der Stadt geht, ist seitens der Politik allerdings viel Romantik im Spiel, wie der Kongress überdeutlich zeigte. Dass es dem Metier der Planer nicht gelingt, die Arbeit mit der Stadt in der politischen Landschaft zu verankern, ist ein Fiasko, an dem der Kongress scheitern musste. Die Risiken einer eurozentrischen Betrachtungsweise sind offensichtlich. Und trotzdem: Wie lassen sich neue Mobilitätsmuster in die europäische Stadt einführen, wie neue und offene Entscheidungsprozesse und wie eine dezentrale Energieversorgung? Das sind wichtige Fragen. Es hier allerdings bei einer Verteufelung des Automobils oder einer Kontemplation zum Londoner Smog zu belassen, ist naiv. Fahrräder, Parkanlagen und die energetische Sanierung städtischer Gebäude – das Konzept von Renate Künast, der grünen Kandidatin für die Bürgermeisterwahl in Berlin – konnten als Szenario für das Jahr 2050 auch nicht überzeugen. Der unerlässliche Umbau der Stadt erscheint unter diesen Vorzeichen als Luxusproblem. Künasts verbales Bekenntnis zur offenen Stadt, zu einer Stadt mit einer irgendwie eigenen Willkommenskultur, um kreative Migranten einzufangen, bleibt fade. Das Bekenntnis zu dezentralen Energiesystemen, die die bestehenden Machtverhältnisse auf den Kopf stellen könnten, wirkt halbherzig, da sieht die Realpolitik wohl deutlich ihre Grenzen. Kurz: Wenn weiter so argumentiert wird, dann gibt es für Städte wenig Hoffnung! Vielleicht sollte man die nächste Konferenz deshalb »urban cooperation« nennen. Nur in der Engführung von politischem Wollen, akademischem Wissen und wirtschaftlichem Interesse lassen sich notwendige Entwicklungsmaßnahmen anstoßen, lässt sich der Wechsel gestalten. Aber vielleicht ist auch das zu viel Vision?
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