Allgemein
Unfrohe Botschaft
Die Kirche St. Stefan, 1972 von Kammerer + Belz in einem entstehenden Wohngebiet von Kirchheimbolanden gebaut, ist nach zwanzigjähriger Vernachlässigung undicht. Außerdem ist nach Aussage des kirchlichen Bauamtes der Besuch und damit das Spendenaufkommen nicht so hoch wie ursprünglich erwartet, Gottesdienste finden bereits seit einem Jahr nicht mehr statt. Aber ist das ein Grund zum Abriss, wie an Ostern vom Pfarrer verkündigt?
Dagegen wehrt sich unter anderem die Nachbarin der Kirche, die jahrelang den Bau ehrenamtlich betreute, bis über Nacht die Schlösser ausgetauscht wurden. Sie befürchtet, dass mit der Kirche ein Ort »befriedeter, ruhiger Atmosphäre« fällt – der grüne Außenraum beispielsweise wird gern von Schülern der benachbarten zwei Schulen genutzt. »Es wird hier ein Nichts entstehen«, sagt die Nachbarin. Auch sieht sie potenzielle Kirchenbesucher in den Gästen und Mitarbeitern eines nahen internationalen Forschungszentrums. Sie hat viele Stimmen gesammelt, die die Architektur der Kirche wertschätzen: vom Leiter des kirchlichen Bauamtes bis zu den Architekten der Schulen. Wolfgang Lutz von KBK Architekten (ehemals Kammerer + Belz), Stuttgart, meint: »Es schmerzt uns sehr, dass gerade eine unserer Kirchen nach so kurzer Zeit abgebrochen werden soll. Bei einem Abriss können wir als Architekten aber nicht einmal das Urheberrecht ins Spiel bringen.« Es steht nun zu hoffen, dass die Pfarrei als Eigentümer sich die Sache noch einmal überlegt und vielleicht andere Nutzungen zulässt. Schon zuvor wurden die Kirchenräume von muslimischen Nachbarn zum Gebet genutzt oder Discos für die Jugendlichen veranstaltet. Vieles andere ist in dem skulpturalen (und eigentlich gut erhaltenen) Bau denkbar. ~dr
Teilen: