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treppe und dach für Kaiserpfalz
Östlich von Frankfurt/M. liegt Gelnhausen, in dem Stauferkaiser Friedrich I. Barbarossa vor 1170 eine Kaiserpfalz anlegte. Davon sind heute noch eine Mauer des Palas mit Schmuckwerk und ein Torturm-Stumpf erhalten. Dieser sollte wieder begehbar werden. Während die Wand gegenwärtig noch untersucht wird, wurde das Darmstädter Büro Pahl + Weber-Pahl von der Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten in Hessen aus mehreren Büros für die Arbeiten am Turm ausgewählt.
In Zusammenarbeit unter anderem mit OSD Frankfurt (siehe db 5/08, Seite 22) entwickelten sie eine einfache aber beeindruckende Treppenkonstruktion. Der Turm war seit dem 15. Jahrhundert stark verfallen und hatte sich wegen der ungünstigen Gründung im Tal des Flusses Kinzig auch verformt. Deshalb schied ein Fundament für die Treppe aus. Stattdessen wurde in der obersten Turmebene eine Trägerrostkonstruktion an acht Stellen auf vorhandene Vorsprünge aufgesetzt. Daran hängt eine vorbewitterte, neun Meter hohe Stahlscheibe frei in den Turm, an die wiederum die Treppe angeschweißt ist. Das Gewicht der neuen Aufbauten entspricht dem der verlorenen Baumasse und mit 35 Tonnen nur einem Bruchteil der Last des 300 Tonnen schweren Turms.
Die Treppenbreite orientiert sich mit achtzig Zentimetern am Ursprungsbau und ermöglicht dadurch einen Gesamteindruck des Turmraums. An einigen Stellen sind Zwischenpodeste an die vorhandenen Öffnungen herangeführt, am historischen Einstieg sogar durch die meterdicke Wand hindurch. Dadurch verhindern sie seitliches Schwingen der Treppe. Der Bodenbelag aus Eichenholz erinnert an die ursprünglichen Holzdecken. Überdacht ist die oberste Ebene von einem leichten Glasdach, das den Eindruck des historischen freien Ausblicks erhalten soll. Ab etwa Anfang Oktober ist der Turm für Besucher zugänglich. ~red
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