»Ein unbedeutendes kurzes Gefecht am Strand« soll die Schlacht bei Marathon (490 v. Chr.) laut dem griechischen Geschichtsschreiber Theopompos gewesen sein. Wie passend, dass nun der 200-Seelen-Ort Etsdorf in der Oberpfalz (mehr oder weniger genau) zum 2 500. Jahrestag der Schlacht einen griechischen Tempel bekommen soll. Er wird exakt dem Aphaia-Tempel auf Ägina nachgebildet sein (14,3 x 29,9 x 10,6 m), der aus der Zeit der Schlacht stammt, stehen soll er auf einem langgestreckten Feld knapp außerhalb des Orts, Konstruktion und enthaltene Skulpturen sollen aus Beton sein. Welchen Grund gibt es für einen solchen Bau an dieser Stelle? Die Informationen durch den Initiator, den Etsdorfer Künstler Willi Koch, sind vage und reichen vom Denkmal für die Demokratie über ein Mahnmal gegen Politikverdrossenheit bis zur reinen Provokation. Doch es gibt keinen Grund zu spotten: Mit Beharrlichkeit und Konsequenz hat Koch Architekt, Statiker, Innenarchitekt, Betonfirma und Toilettenanlagenbauer gefunden, die Baugenehmigung erhalten und eine Stiftung durch Patenschaften für die 32 Säulen des Peripteros gegründet. Zu den Paten gehören Brückner & Brückner Architekten, in erster Linie sind es aber Privatleute aus der Gegend. Um die Bauarbeiten zu finanzieren, die wohl 850 000 Euro kosten werden, sucht Koch nun nach weiteren Paten für Bodenplatten und Stufen (ab 150 Euro) bzw. elf Tempelpaten, die bereit sind, 50 000 Euro beizusteuern. Im Ort haben sich die Diskussionen nach neun Jahren gelegt, der Bürgermeister erhofft sich nach Fertigstellung ein bisschen Tourismus – immerhin führt die neue Autobahn A6 von Paris nach Prag in 4 km Entfernung vorbei. Und es gibt noch ein weiteres Werk von Willi Koch zu sehen: eine Kapelle aus Gussasphalt, die tatsächlich zu begehen ist. ~dr
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Trockene Socken
