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Stühle ohne Beine (Berlin)

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Stühle ohne Beine (Berlin)

~Michael Kasiske

Ein Topos der Moderne ist die Schwerelosigkeit. Die Überwindung der Statik drückte sich in der Architektur etwa durch übereck gezogene Fenster aus, im Möbeldesign durch Stühle, die nicht mehr auf vier Beinen standen. Ihre Anfänge im Bauhaus und die Abkömmlinge bis in die jüngere Gegenwart zeigt das Bauhaus-Archiv Berlin anhand von Exponaten, die aus der Neuen Sammlung in München stammen. Der Kurator Josef Straßer hat eine Auswahl von 25 Stühlen zusammengestellt, in denen die Funktion des Sitzens so gestaltet wurde, dass Material und Fertigung ablesbar sind, beim Kragstuhl von 1925 von Mart Stam aus zusammengeschraubten Gasrohren ebenso wie beim »Myto« von Konstantin Grcic aus gepresstem Kunststoff von 2008.
Dazwischen liegen Objekte, in denen sich die jeweilige Epoche widerspiegelt: Der nach seinem Designer Verner Panton benannte Freischwinger aus Kunststoff (s. Abb.) von 1959, weist schon auf die Befreiung vom Muff im nachfolgenden Jahrzehnt hin; der »Freizwinger« von Stiletto Studios verfremdet hingegen postmodernistisch die 1989 bereits zur Norm gewordene Form. Der Stapelstuhl Variopur von Ernst Moeckl und die Sitzschale von Winifred Staeb, beide aus Kunststoff, zeigen in bemerkenswerter Klarheit den Bezug des Designs in der DDR zur Moderne.
Die Stühle, die ein Gefühl vom Schweben vermitteln sollen, werden visuell schwerelos präsentiert. In einem weißen Raum ansteigend gereiht, erscheinen sie wie autonome Kunstwerke. Das Manko jeder Designausstellung, die mit historischen Objekten operiert, offenbart sich allerdings auch hier: Der Besucher kann die »Empfindung, die entsteht, wenn die Beziehung von Stütze und Last nicht mehr traditionell gebunden ist« (Sigfried Giedion) nicht körperlich nachvollziehen.
An den Wänden sind Zitate zu lesen, so auch die Vision von Marcel Breuer: »Am Ende sitzt man auf einer elastischen Luftsäule.« Wie er den ersten Schritt in diese Richtung, den Kragstuhl, vom Vierbeiner zum Zweibeiner entwickelte, lässt sich beeindruckend in der ständigen Ausstellung des Bauhaus-Archivs nachvollziehen. Übrigens auch, dass erst Ludwig Mies van der Rohe das Sitzen ins Schwingen versetzte.
Bis 10. Juni. Stühle ohne Beine. Die Neue Sammlung zu Gast im Bauhaus-Archiv. Bauhaus-Archiv Museum für Gestaltung, Klingelhöferstraße 14, 10785 Berlin, tägl. außer Dienstag 10-17 Uhr. www.bauhaus.de
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