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stück für stück
Hier lernten die Bauhaus-Angehörigen das Stahlrohrbiegen, Grundlage für die Entwürfe ihrer Freischwinger: im Junkalor-Werk von Hugo Junkers in Dessau-Roßlau. Und nicht nur das: Auch die Herstellung von Metallhäusern wurde hier erforscht. Das Werk besteht aus sechs Bauten, die Krieg und DDR überstanden haben: ein Wohnhaus, zwei langgestreckte Fabrikgebäude von 1898 und aus sozialistischen Zeiten, eine Montagehalle von 1913 mit Jugendstilfassade (Abb. 4, im Hintergrund), eine Montagehalle von 1929 mit einem flachen Tonnendach aus von Junkers entwickelten Stahl-Lamellen (Abb. 3), die wegen ihres direkten Bezugs zum Bauhaus unter Denkmalschutz steht, und ein ebenfalls denkmalgeschütztes Verwaltungsgebäude von 1937 (Abb. 2, vorne links). »Ein untrennbares Ensemble« nennt es der Verein industriekultur hugo junkers, der in erster Linie aus Studenten besteht. Weniger gut verkrafteten die Bauten den Verkauf durch die Treuhand an einen Investor, der das Ensemble verfallen ließ, bis es die Stadt vor drei Jahren notgedrungen kaufte. Nun musste eine Nutzung her: Der Verein schlägt eine Sanierung und Umnutzung zum »Denkwerk« – eine Art Fortsetzung der Junkersschen Forschungslabore –, verbunden mit Kleingewerbe, vor. Der Wirtschaftsdezernent hätte gern ein abgeräumtes Gelände, weil das besser an Investoren vermittelt werden kann. Dafür gäbe es 2 Mio. Euro von der EU. Und das soll jetzt auch geschehen: Trotz massiver Proteste und einem kurzfristig einberufenen Forum, in dem u. a. überlegt wurde, ob die Gelder umgewidmet werden könnten, fällte die Stadt Ende April die Entscheidung, die beiden Industriezeilen abreißen zu lassen. Ausgerechnet hier hatte der Verein die Kernzelle des »Denkwerks« geplant. Als »Kompromiss« – zu dem auch die Überlegung gehörte, das Denkwerk in einem ganz anderen alten Industriebau unterzubringen – soll der Verein für die Jugendstilhalle der Stadt bis September ein Nutzungs- und Finanzierungskonzept vorlegen, am Verwaltungsgebäude ist ein Investor interessiert. Trotz dieser Bedingungen wollen die Vereinsmitglieder weiter ihre Ideen für den Standort ausarbeiten, auch wenn es schwierig ist, unter solchen Vorzeichen Investoren zu finden. Die Lamellenhalle nämlich soll ins Dessauer Technikmuseum umgesetzt werden. Immerhin wurde von dort signalisiert, man werde nicht protestieren, wenn die Halle auf dem ursprünglichen Gelände stehenbliebe. ~dr
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