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»Sehnsucht nach Geschichte«

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»Sehnsucht nach Geschichte«

~Klaus F. Linscheid

»Zeitmaschine Architektur« lautete das Motto der 4. Architekturwoche A4 in Bayern. Erhalt, Rekonstruktion oder Kopie historischer Gebäude sollten anhand von Nachkriegsbauten thematisiert werden. War früher wirklich alles besser? Bleiben heutige Architekten zeitgemäße Lösungen schuldig? Gibt es Rezepte, Architektur in der Öffentlichkeit verständlicher zu vermitteln? Fragen gibt es genug. Viele interessierte Bürgerinnen und Bürger nutzten die Chance, sich bei einer der angebotenen Exkursionen persönlich ein Bild zu machen. Zum Beispiel vom Olympischen Dorf in München, das heute noch beispielhaft für exzellente Wohnqualität inmitten der Stadt steht. »Neunzig Prozent der Umzüge finden innerhalb des Dorfes statt«, berichtete Eva Deuring, die eine der Führungen dort leitete. Mehrere Architekten öffneten dafür bereitwillig ihre Wohnungen. Architektur im wahrsten Sinne »begreifbar« zu machen, funktioniert so am besten. »Wenn ich das gewusst hätte …«, schwärmt einer der Teilnehmer von den hellen, offenen Grundrissen und bedauert, dass er erst kürzlich eine Altbauwohnung bezogen hat.
Eine Ausnahme? Offenbar, denn Münchens OB Christian Ude berichtete auf dem 4. BDA-Tag in der Residenz: »Ich erhalte unendlich viel Post von Bürgern, die eine Wohnung suchen – aber bitte eine Altbauwohnung.« Für Ude ist die Vielzahl der Bauvorschriften dafür verantwortlich, die es unmöglich mache, eine behagliche und urbane Atmosphäre zu schaffen. Das nämlich haben die Planer mit dem Olympischen Dorf erreicht. Der OB beleuchtete das Phänomen »Zeitmaschine« treffsicher noch von einer anderen Seite: Niemand käme heute auf die Idee, sich von einem Chirurgen aus dem 19. Jahrhundert operieren zu lassen und keiner wäre mit einem Automobil zufrieden, das von Ingenieuren aus dieser Zeit konstruiert wurde. »Überrascht es dann nicht«, fragt Ude und möchte damit den Berufsstand in einen kreativen Aufruhr versetzen, »dass wir alle gern in Wohnungen wohnen würden, die Architekten vor hundert Jahren gebaut haben?«
Nicht immer gelingt es der A4, Architektur so »bürgernah« zu vermitteln. Auf dem BDA-Tag versuchte man, dem Thema intellektuell auf den Grund zu gehen. Historiker, Soziologen und Philosophen gaben ihr Bestes, die »Sehnsucht nach Geschichte« zu ergründen. Was von der Moderne bleibt und wo sich die Architekten selber zwischen »Tradition und Zukunftsfähigkeit« verorten, verhallte jedoch zwischen Lachsbrötchen und Spargelsuppe. Den meist hilflos dreinblickenden Zuhörern (wohlgemerkt BDA-Mitglieder) war anzumerken, dass man sich mit dieser Veranstaltung offenbar einen Kuckuck ins Nest gesetzt hatte. Antworten? Fehlanzeige.
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