Allgemein
Produktdesigner = Herbergseltern
~Stefan Pangritz
»Kasbah« werden üblicherweise die Festungen oder Burgen nordafrikanischer Altstädte genannt. In diesem Fall steht der Name jedoch für die Kunsthochschulen Kassel, Basel und Helsinki und deren trinationales Wohnprojekt, initiiert von Jakob Gebert von der Kunsthochschule Kassel und seinem finnischen Kollegen Jaakob Solla von der University of Art and Design Helsinki. Ausgehend von einem 6 x 6 x 6 m großen Kubus entwarfen und realisierten die Studenten Gästehäuser auf dem Hochschulgelände am Rand der Documenta. Die Prüfung der Gebäudestatik, die Entwicklung spezifischer Einrichtungsgegenstände, Sponsorenakquise und Baueingabe waren dabei ebenso Aufgaben wie die Bewirtschaftung als Herbergen. Die Gäste kamen in Scharen und wähnten sich durch die räumliche Nähe beim Einschlafen immer noch auf der Weltkunstausstellung. »Haus Maarit«, »Jürg«, »Meret« und »Liane«, die realisierten Häuser tragen die Namen ihrer Ideengeber. Generell können zwei Haustypen unterschieden werden: die pragmatischen, zeitlos modernen, gut bewohnbaren Holzhäuser und die eher fantastischen Wohnexperimente. »Haus Liane« der Kasseler Studentin Liane Sorg besteht zum Beispiel aus dem Ausgangskubus, der einmal gedreht und gespiegelt wurde. Die Wände sind aus gehobelten aber ungetrockneten Fichtenbrettern, die mit 80 000 Schrauben mittels Schraubschablonen verbunden sind. Leimbinder und Drahtzüge an den Ecken und Schnittpunkten stabilisieren das Gebäude. Eine Besonderheit ist das eingestellte Himmelbett in vier Metern Höhe sowie die von innen durch die Wand nach außen verschiebbaren Möbel. Nach Ende der Documenta soll das Haus den Studenten als Seminarraum und Büro dienen. Was aus den übrigen wird, ist noch nicht ganz klar. Erhalten sollen aber auch sie werden.
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