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Ornament ist nicht nötig

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Ornament ist nicht nötig

~Joe D. Day

Der »Diamondhouse« genannte kleine Wohnanbau in Santa Monica (USA) von XTEN Architecture, Los Angeles/Sissach (CH), erfüllt vieles von dem, was der Entwurf in der db-Ausgabe über »Ornament« (s. db 11/2006, S. 111) versprach. Interessanterweise ist es genau dieses Thema – sowohl im Sinn von Schmuck als auch von gebauter »folly« –, zu dessen Diskussion er am stärksten einlädt.
Von einer minimalen Grundfläche (ca. 3 x 4 m) aus entfaltet er sich in einer klugen Abfolge facettierter Wandflächen, die ein Aufnahmestudio, ein Schlafzimmer und mehrere »Außenräume« umschließen. Diese gekanteten Oberflächen sind ihrerseits von tief in der Wand sitzenden Fenster- und Türöffnungen durchbrochen. Sie bestehen aus einer doppelten Hülle aus höchst effizienter Dampfbremse und dichter Zementfaserplatte. Letztere löst sich von der Membran, um eine zweite, lichtdurchlässige Haut zu bilden. Diese äußere Oberfläche trägt ein wasserstrahlgeschnittenes Blumenmuster über einem eingeritzten Parkettdekor.
Auch wenn sich das Ornament doch nicht wie 2006 geplant über Stützmauern und Innenwände zieht, definiert es den Charakter des Projekts: Es lässt den Bau eher durchlässig als massiv wirken, und sein filigraner Ausdruck erinnert an spanische Schmiedeeisen- oder Fliesenarbeiten (obwohl XTEN bei der Entwicklung eher Brokatstoff vor Augen hatte).
Die Variation des »Einschlagtuchs« verknüpft das Projekt mit zeitgenössischen schweizer Forschungen zu übereinander liegenden Außenhaut-Systemen, und auch mit einer aktuellen, von Los Angeles ausgehenden Vorliebe für Ornamente in vorwiegend digitalen Entwürfen. In diesem Fall wirkt die Serie geschützter Räume – von den subtilen Überhängen und Durchdringungen bis zur umschließenden Gebäudehülle, die durch strategischen Aushub und die kreative Interpretation des Bebauungsplans entstanden – überzeugender als der Überzug mit repetitiver Parkettgrafik. Es scheint, als hätten sich viele Aspekte des Projekts weiterentwickelt und geschärft, während das Muster ein Muster blieb und nicht zum variablen Indikator von Querkräften wurde, als der es in frühen Renderings erschien.
Nicht dass ein ornamentales Muster eine falsche Entscheidung wäre – schon gar nicht, wenn sie dem Projekt schon so früh so viel Aufmerksamkeit eingebracht hat –, doch der Erfolg des Diamondhouse resultiert viel eher aus den Verwandlungen seines Volumens als aus der Oberflächengestaltung. Das Projekt ist exzellent ausgeführt – und scheint auch in dieser Hinsicht eher schweizerisch als kalifornisch zu sein –, doch wäre es ein sehr schönes Gebäude auch ohne seine Verschönerungen.
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