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Neue Orte der Kunst in China

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Neue Orte der Kunst in China

~Till Wöhler

In der inneren Mongolei, zwei Flugstunden von Peking entfernt, liegt der Ort Ordos, der sich aufgrund seiner Energiereserven zur Boomtown entwickelt. Dort lässt der chinesische Künstler Ai Weiwei, den man hierzulande spätestens seit seinem documenta-Projekt »Fairytale« kennt, für einen lokalen Fabrikanten die Sanddünen umpflügen, um eine neue Künstlerstadt zu bauen. Die insgesamt einhundert am Projekt »Ordos 100« teilnehmenden Architekten dürfen unverständlicherweise aber nicht aus China kommen. Für die junge Pekinger Architektin Xu Tiantian war es insofern eine glückliche Fügung, noch vor »Ordos 100« den Auftrag zum Bau des Kunstmuseums zu ergattern. Als erster Baustein eines fünfteiligen Bürgerzentrums wurde das privat finanzierte, aber öffentlich unterstützte »Ordos Art Museum« im Sommer 2007 eröffnet. Das Gebäude mit seiner dunkelgrau-scheckigen Natursteinfassade schlängelt sich auf einer Sanddüne wie eine Viper. Das Motiv der Schlange bildet sich im Innenraum als fließendes Raumkontinuum ab. Die Ausstellungs- und Forschungsflächen werden von einer Reihe verglaster Tageslichtöffnungen in Wänden und Decken belichtet, die zugleich die Wüstenlandschaft rahmen und diese so zum integralen Bestandteil der Ausstellung machen.
Als »Frau der ersten Stunde« machte Xu Tiantian auch im Ort Songzhuang, eine Autostunde östlich von Peking, mit ungewöhnlichen Low-Budget-Projekten von sich reden. Songzhuang hat sich mit inzwischen 2000 Künstlern als eigenständiges »Art Village« entwickelt. Als erstes Ausstellungshaus lokaler Künstler in kommunalem Eigentum eröffnete im Sommer 2006 das »Songzhuang Art Center«. Seine ziegelverkleideten Baumassen schweben auf dem verglasten Erdgeschoss, das als Treffpunkt dient und schließlich in die introvertierten, durch Oberlichter und Innenhöfe erhellten Ausstellungskuben hinaufführt. Als zweites Projekt verwirklichte Xu Tiantian das multifunktionale »Xiaopu Culture Center«, ein Joint Venture der Kommune und eines privaten Kulturunternehmens, das Anfang 2008 fertig wurde. Es umfasst eine kommerzielle Galerie, Shops und Verwaltungsräume im Erdgeschoss sowie Künstlerstudios und Galerieterrassen im Obergeschoss. Das mit grauem Profilblech und Glas umkleidete Gebäude ist eine Komposition sich durchdringender, verdrehter Kuben und Quader. Kontur und Maßstab des Gebäudes formen auf dem Eckgrundstück einen halböffentlichen Platz. Songzhuang macht sich: Anfangs argwöhnisch beäugte Künstler wurden von den Dörflern als Katalysatoren für die städtische Entwicklung begriffen, die nicht zuletzt durch die außergewöhnlichen Projekte Xu Tiantians an Tempo gewinnt. In Songzhuang hat sich eine ungewöhnliche Mischung aus kultureller Selbstbestimmung, Gemeinschaft und Kommerz manifestiert, die in der Kunstszene Chinas ihresgleichen sucht.
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