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Markante Ufer-Silhouette

Wohnbebauung in Huizen, Niederlande
Markante Ufer-Silhouette

Am Südufer des Gooi-Meeres bei Amsterdam haben die Architekten Mitte der neunziger Jahre acht Wohnblocks realisiert. In einem zweiten Bauabschnitt wurde das Ensemble jetzt um fünf komplett im Wasser errichtete Baukörper ergänzt. Die zum Wasser steil abfallenden Silhouetten der skulptural geformten »Sphinx-Köpfe« schaffen nicht nur eine markante Ufer-Skyline, sondern ermöglichen auch eine maximale Besonnung der einzelnen Wohneinheiten mit freiem Blick aufs Meer. As the southern shore of the Gooi Sea near Amsterdam eight blocks of flats were built by the architects in the mid nineties. In a second phase the ensemble has now been extended with a further five blocks standing completely in water. The steeply falling outlines of the sculpturally formed “Sphinx blocks“ not only create a striking shore skyline but allow a maximum amount of sunlight into the flats as well as a view of the seascape.

Text: Robert Uhde

Fotos: Jeroen Musch
Raumplanung auf Niederländisch: Bis in die sechziger Jahre hinein grenzte die etwa dreißig Kilometer östlich von Amsterdam gelegene, rund 40000 Einwohner zählende Gemeinde Huizen noch direkt ans Ijsselmeer. Nach der 1968 erfolgten Fertigstellung des südlichen Flevolandes – nach 1930 die vierte künstliche Landgewinnung der Niederländer im Ijsselmeer – blieb als Rinne zwischen dem Festland und dem zwei Kilometer entfernten Polder lediglich das zehn Quadratkilometer große Gooi-Meer bestehen. Trotz dieser tiefgreifenden Veränderungen hat die Gemeinde Huizen nur wenig von ihrer Anziehungskraft verloren. Im Gegenteil: Die Lage inmitten eines ausgedehnten Waldgebietes sowie die Nähe zu Amsterdam im Westen, Hilversum im Süden und dem neu gegründeten Almere im Norden macht die Gegend nach wie vor zu einer der attraktivsten und somit auch teuersten Wohnregionen in den nördlichen Niederlanden.
Mitte der neunziger Jahre hatten die Rotterdamer Architekten Willem Jan Neutelings und Michiel Riedijk hier mit der Planung eines direkt am Ufer des Gooi-Meeres gelegenen Wohnungsbauprojektes begonnen. Im ersten, zwischen 1995 und 1996 fertiggestellten Bauabschnitt realisierten sie eine massive Uferbebauung mit acht jeweils sechsgeschossigen Volumina, deren rhythmische Platzierung geschickt dem Verlauf einer kleinen Bucht folgt. Unmittelbar vor dieser »Küstenwand« ist das bestehende Ensemble jetzt im zweiten Bauabschnitt um fünf im See errichtete, mit silbergrau schimmernden Aluminiumplatten verkleideten Wohnblocks erweitert worden. Die monumental gestalteten Baukörper mit ihren steil aufragenden Nordseiten bieten mit ihren intelligent gelösten Grundrissen nicht nur die Grundlage für eine optimierte Besonnung und Tageslichtnutzung der jeweils vierzehn unterschiedlich großen Appartements, sondern erhalten gleichzeitig die Durchsicht vom Ufer auf den See.
Die Verbindung zum Festland stellen leicht abschüssige Zugangsrampen her, die gleichzeitig als Ein- und Ausfahrt zu den unterhalb der Wasseroberfläche gelegenen Tiefgaragen dienen. Als weiteren integralen Teil des Projektes entwickelten die Architekten einen lang gestreckten Ufer-Boulevard, der die Wohnqualität des wassernahen Areals zusätzlich erhöht. Die neu geschaffenen künstlichen Buchten zwischen den einzelnen Baukörpern können dabei wechselweise als Aussichtsplattform, Dorfplatz, Angler-Revier oder als Fläche für Surfer genutzt werden.
Mit ihren ungewöhnlichen, oftmals provozierenden Entwürfen zählen Neutelings Riedijk zu den innovativen Planungsbüros der Niederlande. Die Architekten selbst beschreiben ihre Vorgehensweise gerne als »Skulpturale Wissenschaft« – eine Annäherung, bei der sie zunächst ein mathematisch-rationales Konzept erstellen, das dann in einem zweiten Schritt die Grundlage eines weitergehenden, intuitiven Gestaltungsprozesses bietet, bei dem sämtliche Planungsparameter wieder aufgerollt und wie in einer Bildhauerwerkstatt neu in den vorgefundenen städtebaulichen Kontext integriert werden. Als Ergebnis dieses Prozesses entstehen schwere, urbane Solitäre mit »rubensartigen« Formen (Willem Jan Neutelings) oder raffiniert verschachtelte Collagen, deren Grundrisse sich oftmals als eine Art chinesisches Puzzle mit häufig weit auseinander liegenden oder auf verschiedenen Ebenen angeordneten Räumen erweisen.
Ein weiteres Exempel dieser Vorgehensweise zeigen auch die aufgrund der rar gewordenen Baugrundstücke am Gooi-Meer unversehens vom Ufer ins Wasser verlegten Wohnblocks in Huizen, deren ungewöhnliche Lage sich gleichzeitig als ironischer Kommentar auf die am Horizont sichtbare, typisch niederländische Philosophie der Landgewinnung aus dem Meer lesen lässt. Die skulpturale, fast theatralische Formgebung der fünf »Sphinxköpfe« fungiert dabei weniger als Selbstzweck, sondern erweist sich schnell als stringente und schlüssige Lösung auf die undankbare Nord-Ausrichtung zum See. Die flach ansteigende Gebäude-Silhouette nach Süden ermöglicht nicht nur großzügige und optimal besonnte Dachterrassen für immerhin acht der jeweils vierzehn Wohnungen, sondern mit den sich verjüngenden Grundrissen erfüllt sich gleichzeitig die Forderung nach viel Offenheit zwischen Wasser und Ufer.
Um auch den Nordseiten der fünf Gebäude ein Maximum an Sonne zu ermöglichen, reichen die tief zurückliegenden Balkone in den ersten und zweiten Geschossen deutlich über die Breite der Gebäude hinaus. Eine zusätzliche Rhythmisierung der Fassaden schaffen die weit auskragenden Appartements in den deutlich breiteren Obergeschossen, die durch die seitlichen Fensteröffnungen ebenfalls einen großzügigen Rundumblick bereithalten. Die Bewohner wissen die fantastische Aussicht vom Kopf ihrer Sphinx zu schätzen. Die rätselhaften Fluten des Gooi-Meeres im Cinemascope-Format ! R. U.


  • Bauherr: Bouwfonds Wonen Noord-West, Haarlem
    Architekten: Neutelings Riedijk Architecten, Rotterdam
    Planungsteam: Willem Jan Neutelings, Michiel Riedijk, Willem Bruijn, Evert Kolpa, Tania Ally, Gerrit Schilder, Lennaart Sirag, Bas Suijkerbuijk
    Generalunternehmer: Coen Hagedoorn Bouw bv, Huizen
    Tragwerksplanung: Ingenieursgroep van Rossum, Amsterdam
    Technische Gebäudeausrüstung: Bureau Bouwkunde, Rotterdam
    Bauzeit: 2000 – 2003 Ort: Gooimeerpromenade, Huizen (NL)
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