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Mahnmal · Memorial

Engere Wahl · Short List
Mahnmal · Memorial

Gut ein Jahr nach der Einweihung des Mahnmals für die ermordeten Juden Europas in Berlin ist der Ort längst zu einem der wichtigsten und meist besuchten der Stadt geworden. Die hohen Erwartungen an Symbolkraft, Nutzbarkeit und nicht zuletzt an das Erscheinungsbild des Holocaust-Mahnmals haben sich allemal erfüllt.

Überraschend diskret und doch unübersehbar fügt sich das in unmittelbarer Nähe zum Brandenburger Tor gelegene riesige Stelenfeld in die Stadt ein: 2711 unterschiedlich hohe und zum Teil geneigte graue Stahlbetonstelen auf 19 000 m² welligem Terrain, durchzogen von 95 cm breiten, dunkelgrau gepflasterten Wegen. Der Übergang zwischen Mahnmal und Umgebung ist fließend, er wird lediglich durch in den Boden eingelassene Platten, die den Umriss einer Stele haben, markiert. Zwischen dem Ort des Erinnerns und der pulsierenden Gegenwart gibt es keine Demarkationslinie.
Die letztendlich in ihrer Höhe nur leicht variierenden Stelen wurden zuvor in Gruppen von gleicher Größe, abgestuft zwischen 50 cm und 5 m, gefertigt; die Feinabstimmung der Höhe sowie die jeweilige Neigung der Stelen erfolgte vor Ort durch die Anlage der Fundamente. Um ein optimales Erscheinungsbild der Stelen zu erzielen, wurden drei verschiedene Fertigungsmethoden getestet; am Ende vermochte die Variante mit ungebrochenen Kanten, vorausgesetzt, dass der Beton von außerordentlicher Qualität sein würde, zu überzeugen. Weder Luftlöcher noch Kiesnester, Pigmentschlieren oder Risse von mehr als 0,1 mm Breite wurden geduldet. Damit eine möglichst hohe Verdichtung der Stirnseiten der Stelen gewährleistet war, wurden sie kopfüber gegossen und erst nach 48 Stunden in ihre endgültige Position gebracht, ausgeschalt und zur Nachbehandlung für weitere drei bis vier Tage zum Ausreifen in feuchte Jutetücher gewickelt.
Die Farbvorgabe des Architekten lautete »gun metal grey« oder »auto body grey«, ein relativ dunkles Grau, was durch Zugabe von Eisenoxidpigmenten entsteht. Da Temperaturschwankungen die Farbe des Betons stark beeinflussen, erhielt die Außenseite der Schalung eine Wärmedämmung. Durch Zelte vor direkter Sonneneinstrahlung und Regen geschützt, wurden die Stelen in einem letzten Fertigungsschritt egalisiert und mit einer Tiefen- und Oberflächenhydrophobierung sowie einem speziellen Graffitischutz versehen.
Um die Wirkung des Stelenfeldes nicht zu stören, wurde der so genannte Ort der Erinnerung – ein Ausstellungs- und Informationszentrum – in der südöstlichen Ecke des Areals unterirdisch angelegt. Seine Tragstruktur ist relativ einfach: Auf einer 60 cm dicken Grundplatte stehen die Außenwände und ein Stützenraster von etwa 14 m Spannweite. Darüber liegt die Rippendecke, die in ihrer Wellenform der Topografie des Stelenfeldes folgt. In der rohen Betondecke sind die Stelen als Hohlkörper, die Wege als Rippen sichtbar.
Peter Eisenmans Anliegen, mit dem Mahnmal einen Ort zu schaffen, der sich mit nichts vergleichen lässt und dessen herausragendes Merkmal somit seine Einzigartigkeit ist, ist sowohl für das Stelenfeld als auch für den Ort der Erinnerung gelungen. Ulrike Kunkel
Memorial, Berlin A good year after its inauguration, the Memorial to the Murdered Jews of Europe in Berlin has long become one of the most important and visited locations in the city. High expectations of a powerful symbol, usability and, not least, the appearance of the Holocaust memorial have more than been fulfilled.
Surprisingly discrete but nevertheless highly visible, the enormous field of stelae, located in direct proximity to the Brandenburg Gates, blends in well with the city: 2711 grey reinforced concrete stelae of varying height and at times tilted, over 19,000 sqm of undulating terrain, crossed by 95 cm wide dark-grey paved paths.
The transition between memorial and surroundings is fluid, marked simply by slabs embedded into the ground which have the profile of stelae. Between the place of remembrance and the pulsating life force beyond, there is no line of demarcation.
The stelae, which ultimately vary only marginally in height, were pre-cast in groups of similar height, graded between 50 cm and 5 m; the fine-tuning of the height as well as the particular tilt of the stelae was carried out in-situ through the construction of the foundations.
In order to optimise the appearance of the stelae, three different construction methods were tested; eventually the alternative with uninterrupted edges proved to be the most satisfactory, provided that the concrete was to be of exceptional quality.
Neither air pockets nor honeycombing, pigmentation streaks nor cracks larger that 0,1 mm wide were tolerated. In order to ensure the highest possible compaction of the leading face of the stelae, they were cast upside down and put into their final position not sooner than 48 hours later, after which their formwork was removed before they were wrapped in damp jute cloth for additional curing over three to four days.
The architects’ colour specifications read »gun metal grey« or »auto body grey«, a relatively dark grey achieved by the addition of iron oxide pigment. As variations in temperature strongly influence the colour of the concrete, thermal insulation was applied to the external face of the formwork.
The stelae were protected from sunshine and rain by tents, and, as a final construction step, levelled and treated with an impregnating water-repellent as well as a special anti-graffiti coat.
In order to not disturb the effect of the stelae field, the so called »Place of Remembrance« – an exhibition and information centre – was located underground at the south-east corner of the site.
Its structure is relatively simple: the external walls sit on a 60 cm thick base plate and the columns are spaced on a grid of approximately 14 m. The coffered ceiling above follows the topography of the stelae field with its curved form. The stelae appear as hollow coffers in the raw concrete ceiling, and the paths as ribs.
Peter Eisenman’s intention for the memorial was to create a place comparable to no other, whose prominent feature is thus its uniqueness. This has been achieved for the stelae field as well as the Place of Remembrance.
Bauherr · Client: Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, Berlin Baudurchführung · Project Implementation: Senatsverwaltung für Stadtentwicklung des Landes Berlin Architekten · Architects: Eisenman Architects, New York. Peter Eisenman, Richard Rosson, Sebastian Mittendorfer Tragwerksplanung mit Technischer Gebäudeausrüstung · Structural Engineering: Happold Ingenieurbüro GmbH, Berlin. Paul Rogers, Martin Strewinski, Steffen Philipp, Frank Wichmann Kostenplanung, Bauleitung · cost planning, construction management: Schasler Architekten, Berlin Ausführung der Stelen · Stelae construction: Hermann Geithner Söhne GmbH & Co KG, Wilhelmshaven, Niederlassung Joachimsthal Landschaftsplanung · Landscape Planning: Olin Partnership, Philadelphia
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