1 Monat GRATIS testen, danach für nur 6,90€/Monat!
Startseite » Allgemein »

libeskind demontiert sich selbst

Allgemein
libeskind demontiert sich selbst

~Nikolaus Bernau

Nun ist es also vollbracht, mehr Libeskind kann man nirgends an einem Ort sehen als im Berliner Jüdischen Museum. Nicht nur der Neubau neben dem historischen, aus dem 18. Jahrhundert stammenden Collegienhaus von Phillipp Gerlach, auch noch die Überdachung von dessen einstigem Hof wurde von ihm geplant. Vier strahlend weiß mit Stahlplatten verkleidete Pfostenbündel stehen da nun fast genau im Quadrat, falten sich zackig gleich windzerzaustem Baumgeäst auf, tragen die Konstruktion eines Glasdachs, deren Unteransicht an geworfene Mikadostäbe erinnert. 670 Quadratmeter wurden mit 340 Tonnen Stahl überdacht. Viel Stahl und viel Gestaltungsaufwand, das Berliner Zeughaus etwa hat 2004 sein 1850 Quadratmeter großes Glasdach stützenfrei gestalten lassen. Aber die Stützen im Jüdischen Museum sollen ja etwas bedeuten, werden von Libeskind in seiner zum Stilmerkmal gewordenen rhetorischen Überhöhung als Stützen einer »Sukkah« bezeichnet, in Anlehnung an die Hüttchen, die zur Freude der Kinder am Laubhüttenfest Sukkot gebaut werden. Eine Fest-Architektur also, das könnte die rein dekorative Verästelung entschuldigen. Nicht zu entschuldigen ist aber, dass mit diesem Saaleinbau die Wirkung des letzten Berliner Barockpalais systematisch ruiniert wurde. Sicher war Gerlach kein Genie, doch dass selbst der zierliche Mittelgiebel seiner Anlage durch die massige Konstruktion verdeckt wird, dass die neue, mit Knickeffekten wie ein Kaufhaus der neunziger Jahre aufwartende Glasfassade zum Garten hin aus seiner noblen Dreiflügelanlage einen schweren Klotz macht, das hat er nicht verdient. Selbst das Hofpflaster wurde entfernt für banal glatte Granitplatten. Zugleich hat Libeskind aber auch noch das Besondere seines Ursprungsentwurfes ruiniert, nämlich den Gegensatz zwischen dem preußisch-strengen Barock Gerlachs und seinem enthusiastischen Dekonstruktivismus. Nun wird die gelbe Barockfassade des Collegienhauses zwischen den beiden Libeskind-Bauten wie in einem Sandwich eingepackt. Kurz gesagt: Dieser Saal hätte an dieser Stelle nicht gebaut werden dürfen.
Tags
Aktuelles Heft
Titelbild db deutsche bauzeitung 4
Ausgabe
4.2024
LESEN
ABO
MeistgelesenNeueste Artikel
2 Saint Gobain Glass
Eclaz
3 Moeding Keramikfassaden GmbH
Alphaton

Architektur Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Architektur-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum arcguide Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des arcguide Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de