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Leserbrief zu db 11/08, Seite 6

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Leserbrief zu db 11/08, Seite 6

~Franz Kahle (Bürgermeister, Baudezernent der Universitätsstadt Marburg)

Vor Kurzem wurde ich auf die Ausgabe 11/08 der deutschen bauzeitung hingewiesen und auf den kurzen Diskurs-Beitrag »Fragwürdig« zu unserer sogenannten »Solarsatzung«.
Einigermaßen verwundert und amüsiert bin ich über Ihre Formulierung, dass sich der die Universitätsstadt Marburg auf dem Podium in Berlin vertretende Rechtsanwalt, Fabio Longo, Ihrer Meinung nach »zu Recht dem Vorwurf der Öko-Diktatur stellen« musste.
Einerseits überrascht mich dieses »zu Recht« deshalb, weil Ihre Autorin damit offenbar zum Ausdruck bringen will, dass es sich um eine Art »Öko-Diktatur« handelt, wenn solare Nutzungen vorgeschrieben werden.
Nichts anderes aber ermöglicht bereits der schon nicht mehr so neue §9 Abs. 1 Nr. 23 b) BauGB, der in Bebauungsplänen die Möglichkeit eröffnet, solare Dachnutzungen vorzuschreiben. Auch das seit dem 1.1.2008 in Kraft befindliche Landeswärmegesetz von Baden-Württemberg und auch das neue Bundeswärmegesetz sehen für Neubauten die Nutzung von Sonnenenergie vor. Von den Vorschriften der Energieeinsparverordnung, die auch für Altbauten gelten, einmal zu schweigen. Alles Öko-Diktatur im Neu- und Altbau?
Andererseits stimmt mich die Sorglosigkeit der Argumente depressiv. Wer denn sonst, wenn nicht Architekten und Ingenieure, soll die baulichen Herausforderungen der steigenden Warmwasser- und Heizungspreise mithilfe der Sonne angehen? Wenn dann – quasi zum Beweis des Übels – auch noch zufrieden angeführt wird, dass man sich »am Ende einig war«, »dass es kaum bzw. keine bekannten Beispiele gibt, die die Nutzung von Sonnenenergie auf denkmalgeschützten Gebäuden ästhetisch gelungen demonstrieren«, so ist diese Aussage wohl kaum an Armut zu übertreffen.
Das stelle man sich einmal vor: Für alle modernen Werk- und Baustoffe, ob Glas, Edelstahl, Kunststoffe jeder Art wie Farben und Anstriche hat es die moderne Architektur mit überzeugenden Beispielen geschafft, ästhetisch gelungene Verbindungen von Alt und Neu zu konzipieren. In Marburg finden sich zahlreich beste Beispiele, z. B. hochdämmende Fenster oder Fassaden in altem Gewand. Nur bei der Integration von solarer Energie in alte Gebäude, da soll die hohe Kunst der baulichen Gestaltung am Ende sein? Und zur Demonstration des Gesagten wird eine traurige Konstruktion eines Photovoltaikelementes an einem architektonisch noch traurigeren Glockenturm in Hameln gezeigt.
Sicher ist vieles Geschmackssache. Im Gegensatz zu Ihrer Rezensentin und zu der geschilderten Podiumsmehrheitsmeinung bin ich der Ansicht, dass die Fachzeitschriften und das Internet reichlich Anschauungsmaterial für gelungene und sehr gelungene Integration von solarer Energie in neue und alte Dachlandschaften bieten. Prominentes junges Beispiel: die große Photovoltaik-Welle auf dem Dach der Audienzhalle im Vatikan. An diesen Beispielen sieht man, dass viele ArchitektInnen und IngenieurInnen dieses Thema als Herausforderung annehmen und in Lösungen umsetzen.
Denn wir leben nicht in einer Öko-Diktatur, sondern allenfalls in einer Öko-Demokratie. Und die Integration von Anlagen für eine preiswerte Wärmeenergie für alle Schichten mit den uns zur Verfügung stehenden Techniken, auch in Altbauten, sollte angesichts der existentiellen Herausforderungen unserer Zeit allen Baufachleuten nicht nur Auftrag, sondern Berufung sein.
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