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Konstruktion als Geschichte

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Konstruktion als Geschichte

Konstruktion als Geschichte
~Roman Hillmann

»Construction History« ist eine international aktive Forschungsrichtung, die Mitte der 80er Jahre entstand und nichts Geringeres beansprucht, als alle mit dem Bauen, mit dem konkreten Objekt handfest verbundenen Vorgänge zu beschreiben – in historischer Dimension! Neben »Bautechnikgeschichte« wäre daher schlicht »Baugeschichte« eine adäquate Übersetzung. So wie 2003 in Madrid und 2006 in Cambridge verwiesen daher beim dritten internationalen Kongress dieses Jahr in Cottbus die Vorträge, die sich mit der Betonbaufirma Hannebiques und ihren Patenten für Stahlbeton beschäftigten, beispielhaft auf die in der Disziplin auch vertretene Wirtschafts- und Firmengeschichte. Parallel entwickelte Monier seine Patente, was technikgeschichtlich die Bandbreite adäquater Lösungsmöglichkeiten für gegebene Probleme zeigt, und damit auf eine für die Denkmalpflege wichtige Erkenntnis: Erhaltung setzt voraus, die historische Ingenieurskonstruktion als eine Variante des Richtigen zu verstehen und anzuerkennen. Wie das U-Bahn-Viadukt von Alfred Grenander in der Berliner Schönhauser Allee, zu dem eine Exkursion führte: Stützen, Brückenlager, Stahlbalken und ausfüllende Buckelbleche als Fahrbahn bilden die Bestandteile dieser von 1911–29 gebauten Stahlkonstruktion, die aktuell saniert wird. 80 Jahre Fahrbetrieb ließen Ermüdungen erwarten. Doch erwiesen sich die heute unüblichen Brückenlager als nach wie vor statisch und funktionell günstig, die Konstruktion als stabil, nur einige Buckelbleche waren an Auflagerkanten gerissen. Das Denken im Grenanderschen System führte zur weitgehenden Erhaltung – vollzogen im Büro von Werner Lorenz, zugleich Vorsitzender des Kongresses. Die eher labile Kintaikyo-Brücke in Iwakuni (J) hingegen, 1673 errichtet und seither alle 30 Jahre abgerissen und identisch wiedergebaut, verwies auf weltweite Unterschiede: An europäischen Brücken ermöglichten Sekundärstrukturen schon früh größere Spannweiten. Sie sind als für unseren Kulturkreis typischer Wunsch nach Entwicklung zu verstehen, während der asiatische Kulturkreis ebenso die Tradierung von Wissen erstrebt. Daher die periodischen Neubauten der einfachen Konstruktionen in Iwakuni – es schult junge Handwerker.
Baugeschichte, Bautechnikgeschichte, Kulturgeschichte, wo bleibt da der Architekt als Künstler? Die Technik als gesamtgesellschaftliches Phänomen? Diese Aspekte kamen auf der Tagung meist kurz, aus konkreter Erfahrung heraus: Der kulturhistorische Wert von Technik wird oft missachtet. Dieser Missachtung begegnete der diesjährige Kongress durch die Betonung des Einzelobjekts, der spezifischen technischen Erfindung. Langfristig könnte dem Konzept damit das Zerfasern drohen. Zunächst aber waren die untersuchten Aspekte zu Wölbungen, Brückentragwerken, Schalen, Dachwerken, Betonkonstruktionen und zur Curtainwall in den 194 Vorträgen allemal für alle beteiligten Disziplinen bedeutend genug. Drei dicke Bände mit den Vorträgen warten auf alle, die den Kongress verpasst haben.
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