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Jørn Utzon (1918–2008)

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Jørn Utzon (1918–2008)

~Wolfgang Pehnt

Im Opernhaus von Sydney gingen für eine Stunde die Lichter aus, als Huldigung an den großen dänischen Architekten Jørn Utzon, der am 29. November neunzigjährig gestorben ist. So respektvoll gingen die Australier nicht immer mit dem Schöpfer ihres berühmtesten Bauwerks um. Der Entwurf dieses Schalenbauwerks war ein Geniestreich. Dass Utzon mit ihm den Wettbewerb von 1957 gewann, hatte er dem amerikanischen Architekten Eero Saarinen zu verdanken. Der Fama zufolge zog Preisrichter Saarinen, selbst mit Schalenbauten wie dem TWA-Empfangsgebäude auf dem New Yorker Kennedy Airport beschäftigt, den Entwurf aus den schon abgelehnten Projekten wieder hervor und konnte seine Mitjuroren von dessen Qualitäten überzeugen.
Bei der Ausführung kam es zu unendlichen Schwierigkeiten. »Ich liebe es, am Rand des Möglichen zu arbeiten«, ließ Utzon verlauten. Berechenbar wurden die Dachschalen beim damaligen Stand digitaler Rechenkünste erst, als der ursprünglich parabelförmige Schnitt zu Segmenten einer Kugelschale umgearbeitet wurde. Auf diese Gestalt kam Utzon angeblich beim Schälen einer Apfelsine. Es folgten Umplanungen, Programmänderungen, Prozesse, enorme Baukostenüberschreitungen; das scheinen Musikhäuser an sich zu haben, wie die Hamburger seit ihrer Philharmonie-Planung wissen. 1966 gab Utzon entnervt auf und überließ sein Werk anderen Händen. Erst im hohen Alter zeichnete sich eine Versöhnung ab. Utzon und seine beiden Architektensöhne beteiligten sich wieder an Weiterplanung und Innenausbau.
Was heute »signature building« heißt, hat Utzon schon damals geboten, wenn auch in einer disziplinierten Variante. Sein bildkräftiger, symbolfähiger, assoziationsreicher Bau wurde bald zur Ikone des Kontinents. Pritzker-Preisträger Utzon war ein Künstler, der sich von älteren Kollegen wie Asplund, Aalto, Frank Lloyd Wright inspirieren ließ, ja von ganzen Kulturen auch jenseits seiner skandinavischen Heimat. Die Terrassenarchitekturen Altmexikos zählen ebenso dazu wie die Wohngehöfte Arabiens.
Geblendet von der Sensation der Sydney-Oper, hat man Utzons übriges Werk schmal genannt. Aber was heißt »schmal« angesichts einer Reihe wunderbarer Wohnhäuser – drei davon für sich selbst –, der intimen Ketten- und Hofhaus-Siedlungen in Helsingør und Fredensborg, des Parlaments in Kuwait mit seinen Betonzelten, der Kirche in Bagsværd, außen wie ein landwirtschaftliches Silo, innen durch abgehängte Putzschalen modelliert? Jeder dieser Bauten war eine Neuformulierung, jeder bedeutete Abschied von einer bornierten Moderne und Aufbruch in eine Welt der gebändigten Fantasie.
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