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»Jetztzeit«?

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»Jetztzeit«?

~Enrico Santifaller

Vom »knieweichen Konformismus« hat die FAZ unlängst gesprochen, als sie die Ergebnisse des Architektenwettbewerbes zum Flughafen Tempelhof vorstellte. Der Stabreim fällt einem fast unwillkürlich ein, wenn es gilt, die Initiative »5×5 Jetztzeithäuser« zu bewerten. Ins Leben gerufen von Bernhard Franken, versteht sie sich als »Beitrag zur Öffnung der Diskussion über Stadtgestaltungsqualität« in Frankfurt. Im dortigen Historischen Museum präsentierte sie fünf Häuschen von fünf Architekturbüros, die von einer Kolumba-Kopie in Mainsandstein (Gruber + Kleine-Kraneburg) über eine Fassadenkonstruktion in Rautenform (schneider+schumacher) bis zu computergenerierten Raumzellen reichten (Franken Architekten). Grundlage der Aktion war, den Beschluss des Stadtparlaments, auf dem Gelände des abzureißenden Technischen Rathauses zwischen Dom und Römerberg eine neue Altstadt zu bauen, als »fait accompli« aufzufassen. Und damit den Skandal, dass die künftigen Bauherren mit rund 200 Mio. Euro subventioniert werden. Soviel kostet nämlich die Herstellung eines baureifen Grundstücks, der Rückkauf des Technischen Rathauses und die Ersatzbauten für die bis zum Herbst dieses Jahres in dem Gebäude untergebrachten Ämter. Eine nicht kleine Summe auch in der Finanzmetropole, die – wie der Kämmerer kürzlich wissen ließ – in den nächsten Jahren unter erheblichen Steuerausfällen leiden wird. Doch anstatt sich Gedanken zu machen, was sich denn auf diesem so wertvollen Grundstück sonst anstellen ließe – vielleicht mal jenseits von Investoreninteressen eine Mitte nicht nur der Stadt, sondern womöglich der ganzen Rhein-Main-Region zu bauen –, begaben sich die Architekten wieder ans Häusermalen. Und damit auf das Niveau der Kommunalpolitiker und Altstadtfreunde, auch wenn die bevorzugten Oberflächen jeweils anders ausfallen. Die Qualität der präsentierten Entwürfe oszillierte im besten Falle zwischen Provokation und Satire, will man es weniger günstig beurteilen, waren sie nur billige Selbstdarstellung. Die Fachwerkbefürworter freuten sich jedenfalls über so viel Wasser auf ihre Mühlen. Die Lokalpresse sprach von einem »Bärendienst«, den die Beteiligten sich und dem Berufsstand erwiesen hätten. Die Chance allerdings, sich mit einem substanziellen Entwurf als ernstzunehmender, politikfähiger Partner zur Stadtgestaltung zu profilieren, wurde einmal mehr verpasst.
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