Ergebnis Wettbewerb Museum Folkwang
Jeder Stadt ihren Chipperfield
Das Museum Folkwang in Essen wird seinen Anbau von 1983 durch ein neues Gebäude ersetzen. Von 220 Bewerbern durften sich zwölf am Wettbewerb beteiligen, darunter Zaha Hadid und MVRDV, Bolles & Wilson sowie Hilmer & Sattler und Albrecht. Die beiden erstplatzierten Büros, David Chipperfield Architects und Adjaye Associates, bekamen einen Monat Zeit, ihre Entwürfe zu überarbeiten. Und jawohl, der Chipperfield-Entwurf wurde gewählt. Große Unterschiede zu vorher sind nicht zu erkennen: Die Entwurfsidee blieb erhalten, sechs Baukörper um vier Höfe zu gruppieren und direkt an das alte Gebäude anzudocken. Die massigen Bauvolumen, wenn auch ein wenig aufgelockert, drohen nach wie vor die Wandelhalle mit ihren filigranen Stützchen zu erdrücken, und das Ganze blieb auf seinem Sockel, auch wenn dieser nun durch Öffnungen mehr Bezug zur Straße nimmt. Insgesamt ähnelt der Entwurf stark allem anderen, was wir in letzter Zeit von David Chipperfield gesehen haben: Marbacher Literaturmuseum, Kulturzentrum Künzelsau, Museumsinsel. Schön wäre gewesen, sich mal für etwas anderes zu entscheiden, zum Beispiel für den (ersten) Entwurf von Adjaye Associates. Da ist nichts zu sehen von »Tempelarchitektur«: Munter verspringende vertikale Baukörper mit offenem Straßenzugang behaupten sich selbstbewusst als Kunst-Zentrum – und lassen dem Altbau von 1960 (von Horst Loy/Werner Kreutzberger), der als eins der schönsten Nachkriegs-Museeen gilt, seine Eigenständigkeit statt ihn zu verschlingen. Bis zum 9. April sind die Entwürfe noch im Museum Folkwang zu sehen. ~red
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