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Innerstädtische Kuppellandschaft

Niemeyers Planungen für ein Freizeitbad in Potsdam
Innerstädtische Kuppellandschaft

Trainieren, baden, sonnen und entspannen in der Innenstadt von Potsdam. Wenn es nach dem Willen der Stadtväter geht, wird dies schon bald Wirklichkeit werden. Der brasilianische Architekt Oskar Niemeyer hat seine Pläne für ein Freizeitbad vorgelegt, so dass in den Reiseführern neben Schinkel, Knobelsdorf und Mendelssohn bald auch Niemeyer stehen könnte. Der Entwurf des Brasilianers sieht eine Kuppellandschaft vor, die aus der umgebenden Stadtstruktur völlig herausgelöst wird. Training, swimming sunbathing and relaxing in the centre of Potsdam: if the town fathers have their way this will soon be reality. The Brazilian architect Oskar Niemeyer has presented plans for a leisure pools complex, so that in the tourist guides the name Niemeyer could stand alongside those of Schinkel, Knobelsdorf and Mendelssohn. The architect´s design propose a domed landscape which will be in complete contrast to the surrounding urban structure.

Text: Susanne Liehr

Simulationen: Büro Oskar Niemeyer
Seit 2003 steht für Potsdam der Bau eines Freizeitbades im Bäderplan des Landes Brandenburg. Als Standort wurde ein innerstädtisches Gelände in prominenter Lage auserkoren, gegenüber der Altstadt, am Fuße des Brauhausberges gelegen und vom provisorischen Sitz des Landtags überragt. Im November des letzten Jahres hat die Stadt als Bauherr die Stadtwerke Potsdam mit Planung, Bau und Betrieb beauftragt, und mit Kalkül konnte für den Entwurf des Prestige-Projekts der mittlerweile 97jährige Oskar Niemeyer gewonnen werden. Die Vertreter der Landeshauptstadt rechtfertigen die ungewöhnliche Direktvergabe mit der internationalen Bekanntheit und Wertschätzung des brasilianischen Architekten und argumentieren mit dem Weltkulturerbe-Status, der zusätzlichen Touristen-Attraktion und der Bewerbung als Kulturhauptstadt Europas 2010. Da Oskar Niemeyer in seinem Alter keine Flugreisen mehr unternimmt, wurden die Pläne der HOAI-Leistungsphasen 1 bis 3 der Öffentlichkeit stellvertretend von seinem Neffen Joao Niemeyer, selbst Architekt, vorgestellt. Der Entwurf verteilt die unterschiedlichen Badbereiche in lockerer Gruppierung auf dem etwa 42 000 m² großen Grundstück in Hanglage. Jedes Wasserbecken erhält eine eigene Kuppel, deren Höhe je nach Durchmesser zwischen 15 und 25 Meter beträgt. Die monumentalen Betonschalen sind untereinander durch eine verglaste Galerie verbunden, die kurvenreich zwischen Beton und Glas, Wasser und Landschaftsraum vermittelt. In erhöhter Hanglage befindet sich das separate Eingangsgebäude mit Umkleideräumen im Untergeschoss und Zugang zu den verschiedenen Freizeitbereichen. Der gekrümmte Gebäuderiegel nimmt die Sauna-, Wellness- und Fitness-Zonen mit angrenzendem Saunagarten und rundem Solebecken auf. Die lang gestreckte Schwimmhalle beherbergt unter ihrer elegant gebogenen großen Dachschale sowohl ein wettkampftaugliches 50 x 21 Meter Becken mit acht Bahnen samt Zuschauertribünen, als auch ein Sprungbecken mit Sprunganlage sowie ein Lehrschwimmbecken. Für die weniger sportlichen, mehr Zerstreuung suchenden Badegäste bieten die diversen Becken mit Wellenbad, Rutschenanlagen, Wasserspielgarten für Kinder, Erlebnis- und Ruhebereiche und nicht zuletzt Gastronomie mit Terrassen- und Panorama-Cafés eine Vielzahl von Erholungsmöglichkeiten.
Die dynamisch gewölbten Rundlinge sollen die Außen- und Innenräume, soweit das anhand der Modellabbildung und in der Luftbildmontage erahnbar ist, in Schwingung versetzen und bieten dem Näherkommenden eine abwechslungsreiche Silhouette. Die Niemeyer-Architektur verortet die klassische Moderne im Terrain der Innenstadt von Potsdam, und jeder, der aus dem Hauptbahnhof tritt, wird über den Anblick der genau gegenüberliegenden Bäderanlage ins Staunen geraten. Die optimale Verkehrsanbindung an das Straßennetz und den öffentlichen Nahverkehr lassen die kalkulierte Besucherzahl von mindestens 300 000 pro Jahr fast plausibel erscheinen. Doch zur Realisierung des anspruchsvollen Vorhabens sind noch einige Hürden zu nehmen. Die Finanzierung soll zu achtzig Prozent aus Fördermitteln der EU und des Bundes erfolgen, die das Land Brandenburg aber nur abrufen kann, wenn der Bau bis spätestens Herbst 2007 eröffnet sein wird. Ob der Baubeginn tatsächlich Anfang des nächsten Jahres stattfindet, wird sich noch klären. Zwei, bei der Ausschreibung für die Ausführungsplanung des Freizeitbades unterlegene Architektenbüros, haben Widerspruch gegen das Vergabeverfahren eingelegt. Sollte es nach Prüfung der Vergabekammer zu einer Klage vor dem Verwaltungsgericht kommen, geraten der äußerst knappe Zeitplan und die Finanzierung in Verzug. Die bislang veranschlagten Baukosten betragen 48 Millionen Euro. Wann und womit die Verantwortlichen baden gehen, bleibt also abzuwarten. S. L.
Bauherr: Stadtwerke Potsdam GmbH Architekt: Oskar Niemeyer, Rio de Janeiro Mitarbeiter: Joao Niemeyer geplante Realisierung: 2006 – 2007 Gesamtfläche: ca. 42 000 m² Baukosten: 48 Mio Euro
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