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harald deilmann (1920–2008)
Als im letzten Sommer die Veröffentlichung des Düsseldorfer Fernsehturms (1979–81) in der Rubrik »In die Jahre gekommen« anstand, ließ es sich Harald Deilmann bei einem Anruf im Büro nicht nehmen, selbst ans Telefon zu kommen und ausführlich dessen Entstehungsgeschichte – geschmückt mit zahlreichen Erzählungen – zu erläutern (db 6/07, S. 84–88). Ein Stadt prägendes, unverwechselbares Zeichen habe er damals schaffen wollen, und möglich sei dies nur durch die sehr enge Zusammenarbeit mit Bauingenieuren und anderen Fachplanern geworden. Mit Begeisterung und Stolz berichtete er davon, wie hier die erste Kletterschalung zum Einsatz gekommen sei, darüber, wie er dem damaligen Oberbürgermeister außerdem die Zusage abgerungen habe, die mit hohen Mehrkosten verbundenen »Bullaugen« der heutigen Lichtzeitpegeluhr zu genehmigen, damit der Turm über seine Funktion hinaus als lebendige Skulptur am Stadtleben teilhabe. Im Gespräch wurde deutlich, was den Architekten Harald Deilmann, der am Neujahrsmorgen verstarb, ausmachte.
Mit dem Entwurf für das Stadttheater Münster, dem für die Stadt sperrigen, für die weitere Entwicklung der Nachkriegsarchitektur in Deutschland aber maßgeblichen Bau hat sich Deilmann schon sehr früh positioniert. In einer einmaligen Zusammenarbeit mit Max von Hausen, Ortwin Rave und Werner Ruhnau als Architektenteam Münster entstand hier ein Gebäude, das programmatisch für ihr aller Schaffen wurde und sich in die Architekturgeschichte eingegraben hat. In Münster finden sich aus den Folgejahren viele weitere Werke wie die West LB (1969–75) oder die Stadthalle (1967). Wie auch das Clemens-Sels-Museum in Neuss (1975) gingen diese häufig aus Wettbewerben hervor. Sicher gab es unter der Vielzahl auch einige weniger überzeugende, dem Zeitgeist geschuldete. Aber bei aller Kritik halten sie einer Bewertung immer stand, sind sie geprägt von dem Gedanken, dass Konstruktion und Form eine sich befruchtende Beziehung miteinander eingehen müssen, sollen solide, verständliche Bauten entstehen. Dass dies mehr als nur ein Maßstab für das eigene Œuvre war, machte er deutlich, als sich der Architekt Deilmann gemeinsam mit dem Ingenieur Stefan Polónyi unter großem persönlichen Engagement dafür einsetzte, an der Universität Dortmund den integrierten Studiengang für Architekten und Ingenieure, den ersten und leider auch in dieser Art einzigen einzurichten, sieht man einmal von dem Versuch der BTU Cottbus ab, das Dortmunder Modell nach der Wende dort noch einmal aufleben zu lassen. Gerade die weitere Entwicklung in Dortmund hat gezeigt, wie sehr eine solche Idee nur von der persönlichen Überzeugung einzelner getragen, erfolgreich sein kann – oder eben mit ihnen auch fällt. ~elp
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