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Gottfried Kiesow (1931-2011)

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Gottfried Kiesow (1931-2011)

~Ira Mazzoni

Nur wenige Monate nach seinem 80. Geburtstag starb der politisch einflussreichste Denkmalpfleger Deutschlands, Gottfried Kiesow, im November an Krebs. Es ist sein Verdienst, die von ihm mitbegründete Deutsche Stiftung Denkmalschutz zu der nationalen Instanz für kulturelles Erbe gemacht zu haben.
Kiesow kannte das System Denkmalpflege und -schutz von Grund auf. Der in Göttingen über »Das Maßwerk in der deutschen Baukunst bis 1350« promovierte Kunsthistoriker begann seine Laufbahn als Mitarbeiter des Niedersächsischen Landesamts. 1966, mit 35 Jahren, empfahl er sich bereits als Landeskonservator von Hessen. Bis zu seiner Pensionierung 1996 prägte er die hessische Landesdenkmalpflege und handelte sich als wortgewandter »Pflichtverteidiger der Denkmale« auch so manchen Rüffel der Regierenden ein. Unter seiner Ägide bekam Hessen 1974 ein modernes Denkmalschutzgesetz. Kiesow war schon Patriarch seiner Zunft, als er zusammen mit Vertretern der Wirtschaft 1985 die Deutsche Stiftung Denkmalschutz ins Leben rief, deren Vorstandsvorsitzender er 1994 wurde.
Kiesows Traum eines National Trust für Deutschland hat sich nicht erfüllt, aber die Stiftung ist unter seiner 25-jährigen Obhut zu einer Organisation geworden, die weit mehr leistet, als Spenden für bedrohte Bauwerke und Städte zu sammeln. Sie besitzt eigene Denkmalimmobilien, betreibt Akademien in Görlitz, Romrod und Höchst, führt das Deutsche Fachwerkzentrum Quedlinburg, organisiert Jugendbauhütten, bietet Denkmalfahrten an, veranstaltet Fachtagungen und publiziert wie ein Weltmeister. Die Reihe »Sehen lernen mit Kiesow« wurde zum Bestseller. Als oberster deutscher Touristiker warb der Grandseigneur der Denkmalpflege unermüdlich persönlich für die Kulturlandschaften zwischen Ostfriesland und der Oberlausitz. Kleine Dorfkirchen lagen Kiesow genauso am Herzen wie die Stadtkronen der Backsteingotik. Über 4 000 Denkmale hat die Deutsche Stiftung Denkmalschutz seit 1985 mit mehr als 470 Mio. Euro bewahren helfen. Millionen, die vor Ort ein Vielfaches an Investitionen bedingten. Ohne Kiesows Elan und das langfristige Engagement der Stiftung hätten weder Görlitz – für ihn die schönste Stadt Deutschlands – noch Quedlinburg ihre heutige Strahlkraft. Wie kein anderer Denkmalschützer besaß Kiesow Autorität in der Politik. Mit klaren Worten bezog er Stellung gegen all die unsinnigen Sparmaßnahmen, Denkmalgesetz-Änderungen und Abrissprojekte. Sein Wissen, seine Stimme und sein Charisma werden dem Denkmalschutz in Deutschland fehlen.
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