Goldene Zeiten?

Wenn die Zeiten schlecht sind, kann man sich wenigstens mit ein bisschen Glanz umgeben. So scheinen sich einige Architekten und Bauherren gedacht zu haben, als sie Projekte realisierten, deren Außenwirkung wesentlich auf einer goldfarbenen Fassade beruht. Interessanterweise sind darunter gleich mehrere Museen, die mit der Farbe auf ihre »Schätze« hinweisen wollen, etwa das LWL-Landesmuseum in Münster. Zur Ausstellung »Goldene Pracht – Mittelalterliche Schatzkunst in Westfalen«, die an Pfingsten zu Ende ging, hatten das örtliche Büro modulorbeat und Studenten der msa (Münster School of Architecture) einen temporären Pavillon [4] entworfen, der die beiden Ausstellungsorte Museum und Domkammer miteinander verknüpfte. Im Grundriss an Windmühlenflügel erinnernd, bestand der Pavillon aus einer Holzkonstruktion und diente während der Ausstellung als Werkstatt für museumspädagogische Workshops.

Ist es Zufall, dass gerade in Großbritannien die goldenen Gebäude fast schon in Masse auftreten? Während in Colchester das Museum »firstsite« (Architekt: Rafael Viñoly) als eine Art goldener Sichel den Auftakt für die dringend notwendige Stadtregeneration bildet, lagerten Hugh Broughton Architects in Maidstone rechts und links einer Villa aus dem 16./19. Jahrhundert mit geschwungenem Giebel glatte Kuben [5] an. Damit bekam die Stadt einen neuen Hingucker und das Museum für seine 600 000 wertvollen Artefakte doppelt so viel Fläche wie vorher.

Ebenso bildet der Neubau von Bibliothek/ Regionalarchiv/Geschichtszentrum [6] im englischen Worcester (Architekten: Feilden Clegg Bradley) einen neuen Stadtbaustein, der hier zwischen den Rändern der Stadt und dem Universitätscampus vermittelt. Eingelagert sind Schätze in Form von Wissen, doch die Wahl der Fassade verlief eher nüchtern: Der ursprünglich vorgeschlagene Bronzeton war dem Bauherrn schlicht zu düster.

Natürlich handelt es sich bei den Fassadenbekleidungen nicht wirklich um Gold, sondern – auch im Interesse der Steuerzahler – »nur« um eine gelungene Kupferlegierung. ~dr