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gescheiterter Neubau

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gescheiterter Neubau

~Nikolaus Bernau

Seit jeher hört man in Braunschweig die Klage, dass im ehrwürdigen, so wunderbar reichen Herzog-Anton-Ullrich-Museum das Publikum nur geduldet werde. Eine durchaus ungerechte Klage, wie jetzt die glanzvolle Sonderausstellung der herausragenden Meisterwerke zeigt. Weil das Museum zur Sanierung ausgeräumt wurde, findet diese in der Burg Dankwarderode statt, in deren historistisch-farbenreichen Rittersaal der Berliner Architekt Christian Pabst und der Berliner Kunsthistoriker Sven Kuhrau fünf kraftvoll farbige Kuben stellten, in und um die herum sie Gemälde, Skulpturen, Porzellane und Möbel zu einer wahrhaft »Epochal« zu nennenden Gesamtschau arrangierten – frisch und dynamisch.
Umso ratloser steht man vor dem von Gerhard Lehmann (Berlin/Offenburg) entworfenen Erweiterungsbau des Museums, einem endlos langen Pfeilervorhang aus überzarten weißen Metallprofilen, der zwei anthrazitfarbene Pavillons und eine Terrasse umgibt. Die Ansicht des Altbaus wird durch diesen »Umgang« (nur sehr kleine Kinder können hier gehen) regelrecht in ein Barcode-Muster zerlegt. Gerade einmal ein stegbreites, überflüssig massig von Metallwänden eingefasstes Treppchen verbindet die künftige Caféterrasse mit den umgebenden Parkanlagen. Immer neue Ungereimtheiten fallen auf: Die Kunstbibliothek liegt im Hauptgeschoss – da kämen die Mitarbeiter leichter an die Bücher, heißt es. Die Museumspädagogik hingegen ist unsinnig abgelegen im Obergeschoss über dem Café untergebracht. Warum auch ans allgemeine Publikum denken, oder an den Nachwuchs? Der Hof zwischen Alt- und Neubau versinkt im Schatten und bietet dadurch keine Beleuchtungsalternative zum gewohnten Kunstlicht in den Restauratoren-Ateliers im Neubau-Untergeschoss. Welchen Nutzen soll das haben?
Sicherlich ist der Neubau effizient aufgeteilt, überwiegend sorgfältig detailliert, schafft räumlich angemessene Werkstätten und Büros, eine lichtdurchflutete Bibliothek. Das Hauptproblem löst er aber nicht: dass das Herzog-Anton-Ulrich-Museum mit seinen erlesenen Sammlungen wie eine autistische Kunstinsel wirkt, besucht vor allem von Touristen, kaum jedoch von Braunschweigern. Alle Pläne, die Schmalseite des Altbaus hin zur Altstadt zu nutzen, um ein entschlossenes Zeichen für den Neubeginn zu setzen, wurden zurückgewiesen. Der Neubau sollte unbedingt versteckt werden. Wenn man nun hören muss, das Museum solle bis auf Detailänderungen und trotz der glanzvollen Sonderausstellung wieder säuberlich nach Gattungen getrennt eingerichtet werden, vergeht der Glaube an Braunschweiger Reformlust endgültig.
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