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fatale geburtshilfe

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fatale geburtshilfe

~Falk Jaeger

Die Ausschreibung ist raus, nun wird es also geplant, das Berliner Krüppelschloss, euphemistisch Humboldt-Forum genannt.
Nie gab die Zusammensetzung einer Jury mehr Rätsel auf. Da geht es um Innenarchitektur, denn die Fassaden stehen ja bereits fest, und kein einziger Innenarchitekt ist aufgeboten. Da geht es um nostalgische Kulissen, und kein Fassadengaukler aus Dresden, Orlando oder Abu Dhabi ist dabei. Stattdessen Peter Kulka, der sich eher als Einsiedler in einen Betonbunker des Westwalls zurückziehen würde als eine korinthische Säule zu zeichnen. Am Ende machen sie ihn noch zum Vorsitzenden! Was hat er getan, dass man ihn so hart bestraft? Dass der beinharte Rationalist Lampugnani (auch er verabscheut Architrav und Kapitell) angelockt wurde, hat möglicherweise Methode, denn er hat Strafe verdient, ist er doch als damaliges Mitglied der unglücklichen Schlosskommission für die Misere mit verantwortlich. Als Sekundanz hat man ihm den fundamentalistischen Rationalistenfreund Grassi beigegeben. Zwei seiner wenigen Bauaufträge hatte er vor Jahren in Berlin bekommen: Dort im Quartier Rauchstraße der IBA 1987 die langweiligste der Stadtvillen mit den miserabelsten Grundrissen, die ist von Grassi; nicht anders seine A+T-Bauten am Potsdamer Platz. Peter Zlonicky ist Stadtplaner, Lampugnani Stadtbauhistoriker, doch die städtebauliche Konzeption mit dem autistischen Schlossklotz (niemand würde einen solchen Baukörper auf freiem Schussfeld als städtebauliche Lösung neu entwerfen) steht schon fest.
Wie sollen sich diese Menschen in der Jury die Zeit vertreiben? Wahrscheinlich werden sich die Architekten unter ihnen in ein Kabinett zurückziehen und separat die Vorschläge der Wettbewerbsteilnehmer für die Ostfassade beraten, denn die soll ja in modernen Formen entstehen, da kennen sie sich wenigstens aus. Oder sie suchen sich schon mal eine moderne Kuppel aus, denn das Krüppelschloss soll ja möglicherweise einen modernen Hut bekommen. Aber Spezialist Foster hat man dummerweise nicht ins Preisgericht geladen.
Die noch immer »neue Senatsbaudirektorin« Regula Lüscher ist von der Senatorin in die Jury geschickt worden, wohl um sich zu informieren. Die Retro-Baumeisterin Petra Kahlfeldt hingegen wird sich unter die gleichgesinnten Sachpreisrichter mischen und vielleicht David Chipperfield unterhaken, der nicht weiß, was er davon halten soll. HG Merz und Gesine Weinmiller wissen es und werden sich noch ärgern, dass sie ihre Teilnahme als Geburtshelfer nicht abgesagt haben. Denn sie und die Kollegen, nicht der Bundesverkehrsminister, werden dereinst für diesen Niedergang der Baukultur verantwortlich gemacht werden.
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