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Die kaiserliche Villa Katsura (berlin)

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Die kaiserliche Villa Katsura (berlin)

~Jürgen Tietz

Nun ist es zu einer Gedenkausstellung geworden: Anfang Februar ist der japanische Fotograf Yasuhiro Ishimoto neunzigjährig gestorben, während das Berliner Bauhausarchiv ihn gerade mit einer Ausstellung seiner wundervollen S/W-Fotografien der Villa Katsura würdigt. 1954, noch ganz am Anfang seiner Karriere, fertigte der in San Francisco geborene Fotograf die Aufnahmen der kaiserlichen Villa bei Kyoto an. Da waren bereits 20 Jahre vergangen, seit Bruno Taut das Haus für sich und damit für die Architektur der Moderne entdeckt hatte. Und Walter Gropius schwärmte in einer Postkarte an Le Corbusier über seinen Besuch in Katsura: »Das japanische Haus ist das beste und modernste, das ich kenne und wirklich vorfabriziert.«
Zur gleichen Zeit, als die Architekten im absolutistischen Europa in den opulenten Formen des Barocks schwelgten, entstand mit der Villa Katsura zwischen 1620 und 1650 ein Beispiel für jenen Minimalismus, der in Europa erst 300 Jahr später mit der Moderne Einzug halten sollte. Einst zur Beobachtung des Mondes errichtet, kam die Villa im 19. Jahrhundert in den Besitz des Kaisers. Entscheidenden Anteil an ihrem inzwischen weltweiten Ruhm hatte ein von Herbert Bayer gestaltetes Buch, das Walter Gropius gemeinsam mit Yasuhiro Ishimoto und Kenzo Tange 1960 veröffentlichte. Es fällt schwer, sich der Wirkung von Ishimotos Fotografien zu entziehen. Ihre beson- dere Qualität liegt dabei weniger in der Dokumentation der Anlage, als im Nachspüren der Formen und Strukturen, die den Charakter der Villa ausmachen. Der Übergang von einer Moosfläche zur steinernen Einfassung eines Weges erweist sich auf einmal als eine abstrakte Meditation in Grautönen und Kontrasten (s. Abb.). Die Materialität erhält in den Fotografien eine geradezu haptische Intensität: Holz, Stein, Moos, Flechtwerk werden spürbar. Zugleich erweisen sich die Fotografien der Innenräume als eine köstliche Konzentration von Formen und Materialien, atemberaubend schön in ihrer Abstraktion. Fast meint man sich beim Blick in das Musikzimmer der Villa in eine Komposition Piet Mondrians versetzt. So entfachen die Bilder im Kopf des Betrachters ein wunderbares Vexierspiel – zwischen der flächigen Wirkung der Bildkomposition und dem Wissen um die dreidimensionale Gestalt des abgebildeten Raums. Es ist der Blick der Moderne, den Ishimoto in seinen Fotografien zelebriert: zumeist frontal auf das Objekt gerichtet und dabei auf einen markanten Ausschnitt fokussiert. So fügen sich die menschenleeren aber eben keineswegs leblosen Orte seiner ausdrucksstarken Fotos zu einer meditativen Stille und die Strukturen der abgebildeten Welt zu einem seltenen Kunsterlebnis.
Bis 12. März. Die kaiserliche Villa Katsura. Fotografien von Ishimoto Yasuhiro. Bauhausarchiv Berlin, Klingelhöferstraße 14, 10785 Berlin, Mi-Mo 10-17 Uhr(ab 18.04. in der Accademia di architettura di Mendrisio). www.bauhaus.de
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