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Besuch im Rohbau des »Zoo-Fensters«

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Besuch im Rohbau des »Zoo-Fensters«

~Bernhard Schulz

Wer frisch aus New York zurückgekommen ist, muss unweigerlich seine Erlebnisse in puncto Skyscraper zum Besten geben. Wie es ist denn so, schwindlig geworden beim Blick in mehrere 100 m tiefe Straßenschluchten? Um ehrlich zu sein: Ich war diesmal auf keiner Wolkenkratzer-Aussichtsterrasse. Das Höchste der Gefühle war das Hotelzimmer, 20 recht niedrig bemessene Stockwerke hoch, mit Blick auf das New York Times Building von Renzo Piano.
Insofern ist es schon ein Erlebnis, in den 31. Stock des künftigen Waldorf-Astoria-Hotelturms schräg gegenüber dem Bahnhof Zoo hinauffahren zu dürfen. Christoph Mäckler hat ihn entworfen, und von außen ähnelt er den Bauten, die er in seiner Heimatstadt Frankfurt a. M. errichtet, bis hin zum gerillten Natursteinkleid, mit dem der Steinbruch in der Nähe von Kelheim an der Donau erschöpft sein soll, wie einer der begleitenden Bauleute beiläufig fallen lässt. 110 m hoch stehen wir in der künftigen »Präsidentensuite« und bewundern das riesengroße Badezimmer, von dem man ebenso freien Ausblick auf Berlin hat wie von den panoramaverglasten Wohn- und Schlafzimmern. Es gibt nämlich nichts Höheres im Westen Berlins, und der »Telespargel«, wie der 360 m hohe Fernsehturm einst im Osten genannt wurde, ist ja nichts als ein Strich am Horizont. »Westniveau gleich Weltniveau«, hat man früher ironisch geraunt, in dieser Stadt der deutschen Teilung. Jetzt kommt Weltniveau in Gestalt eines »Five Star Hotel Tower« in die Stadt und überragt – schamlos, möchte man sagen – die Gedächtniskirche, deren Erneuerung durch Egon Eiermann passenderweise gerade 50. Geburtstag feierte. Im abendlichen Lichterglanz sieht die City West richtig beeindruckend aus, und derart malerisch diagonale und gekurvte Straßen mit ihren endlosen Lichterketten von Autoscheinwerfern kann man von New Yorker Highrisern auch nicht ausmachen. Mäcklers Turmhülle – den Innenausbau zum Hotel dirigiert ein französisches Büro – vermittelt die gediegene Langeweile, die der erwarteten Klientel aus russisch-arabisch-asiatischen Herkunftsländern wohl als Kennzeichen von »Good Old Europe« dünken wird, in Anbetracht der gestalterischen Fehlgriffe, die in ihren Heimatregionen üblich sind. Dafür ist der Innenausbau gewagt, mit einem Pool im 5. OG, der aus drei ineinandergelegten Kreisen besteht, und einem »private dining room« mit einem Deckenleuchtenkranz, der garantiert islamischer Zahlenmystik folgt. Auch das erläutert der Bauleiter. Hören wir da etwa einen ironischen Unterton heraus? Der Ausblick ist aber wirklich schön. Vielleicht sollten die Hotelbetreiber ihre Präsidentensuite in buchungsschwachen Zeiten als Aussichtskanzel anbieten?
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