Allgemein
Bessere Zukunft?
~Claus Käpplinger
Um zu erfahren, was auf der diesjährigen Architektur-Biennale in Venedig im Deutschen Pavillon gezeigt werden wird, wurden Anfang Mai Ministerialien und Fachöffentlichkeit in einen Kreuzberger Hinterhof geladen: keine Architektur im engeren Sinne, nämlich keine Pläne, keine Bauten und auch keine Modelle. Die beiden Kommissare des Pavillons, Friedrich von Borries und Matthias Böttger, setzen ganz auf Emotion und Grenzüberschreitendes.
Unter dem zeitgewandten Titel »Updating Germany. Projects for a better Future« soll Nachhaltigkeit viel weiter gedacht werden. Auf Konzepte, Denkweisen und Strategien jenseits gewohnter Architektur und Technik will man hinaus. Wozu beide 100 Projekte aus den Bereichen Design, Kunst, Icons, Netzwerke oder Konzept-Utopien gesammelt haben, die Deutschland helfen könnten, noch größere Schritte in Richtung einer besseren Zukunft zu wagen, so die Kommissare.
Etwa dreißig Projekte sollen im Pavillon real oder als Installation gezeigt werden. Alle hundert in einem Katalog, den ein altmeisterliches, verträumtes Paradies-Bild als Cover zieren wird. Doch welcher Art werden die Projekte konkret sein? – Weit gespannt und bewusst heterogen werden sie sein. Etwa eine Internet-Seite namens »Klima-Lügen-Detektor« oder ein klug durchdachtes Recyclingkonzept zweier Architekten, wie Plastikflaschen in der Dritten Welt als Baustoff genutzt werden könnten. Oder auch die unsichtbaren Energieaspekte von Sauerbruch+Huttons Museum Brandhorst, dessen Architektur dezidiert nicht gezeigt wird, sondern seine Nutzung von lokaler Geothermie.
Von Borries und Böttger verstehen ihre Auswahl als Aufforderung an die Architekten, sich über den Berufsstand hinaus zu bewegen und neue Tätigkeitsfelder zu erobern. Unterfüttert werden soll ihr Appell zum Umdenken durch einen Begleitband, der Wissenschaftler, Künstler und Intellektuelle versammeln wird. Allein ein wachsendes Unbehagen stellt sich ein, wenn die beiden Mittdreißiger wiederkehrend so locker-flockig formulieren wie etwa bei dem Satz: »Ausgerüstet mit … Survival-Kits entdecken die Autoren die Räume von Morgen – Städte und Schlachtfelder, Brachen und Baustellen, Flüchtlingslager und Finanzzentren.« Gleich nah, gleich fern scheint ihnen alles, ein Spiel, das nach der Gestaltung von Architekten verlangt.
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