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bernd becher (1931–2007)
Bernd Becher war kein Architekturfotograf. Warum Architekten die Bilder, die in seiner vierzigjährigen, geradezu siamesischen Zusammenarbeit mit seiner Frau Hilla entstanden, dennoch lieben, liegt auf der Hand: Seine Sprache ist die ihre. Klarheit, Reduktion, Struktur, sichtbare Konstruktion. Und die Bilder zeichnet das aus, was auch gute Architektur ausmacht: eine spröde Poesie. Diese Poesie war deutlich melancholisch geprägt, zeigten doch die Fotografien zum Verschwinden verdammte Industriebauten. Trotz aller Distanz, trotz aller scheinbaren Objektivität durch das Fehlen von Attributen wie Farbe, Schattenwurf, unterschiedlichen Perspektiven oder jahreszeitlicher Zuordnung ist die ausschließliche Beschäftigung mit diesen Gebrauchsarchitekturen eine eindeutige Haltung gegen das Vergessen. Über die Jahre wandelte sich das Gesamtwerk von einer Sammlung von Fotografien zu einer umfassenden Typologie von Fördertürmen, Kohlebunkern, Wassertürmen und, wie in der eben zu Ende gegangenen Ausstellung bei Schirmer/Mosel, von amerikanischen, französischen und deutschen Getreidesilos. Diese einzigartige Sichtweise gab Bernd Becher – 1931 in Siegen geboren, gelernter Typograf, studierter Maler und Lithograf, Fotograf seit 1959 – in der »Künstlerklasse für Fotografie« an der Kunstakademie Düsseldorf an eine ganze Riege von bedeutenden Fotografen weiter: unter anderem an Andreas Gursky, Thomas Ruff, Candida Höfer. In einem Brief vom 24. Juni, der in der FAZ veröffentlicht wurde, erinnert sich Andreas Gursky an den Eindruck, den das kreative Chaos bei Bechers auf ihn machte: »unzählige Bücher auf dem Boden Eures ohnehin von Hunderten beschrifteten roten Agfakartons, schweren Arbeitsgeräten … zugestellten Wohnateliers« und »ein allgegenwärtiger Chemiegeruch … Für mich…, der seine Kinder- und Jugendzeit in designten Werbestudios verbrachte, war es ein Schlüsselerlebnis.«
Bernd Becher starb am 22. Juni in Rostock.
~red
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