1 Monat GRATIS testen, danach für nur 6,90€/Monat!
Startseite » Allgemein »

Bericht aus der Jurysitzung

Balthasar-Neumann-Preis 1994
Bericht aus der Jurysitzung

Mit 106 Einsendungen konnte in diesem Jahr die zweithöchste Beteiligung seit Bestehen des Balthasar-Neumann-Preises 1994 verzeichnet werden. Nur 2004 war sie mit 132 Einreichungen an diesem mit 10 000 Euro dotierten Europäischen Preis für Architektur und Ingenieurleistungen höher gewesen. In diesem Jahr konnte aber die bislang höchste Beteiligung aus dem europäischen Ausland verzeichnet werden.


Donnerstag, 21.2., und Freitag, 22.2.2008

Jury:
Dipl.-Ing. Armand Grüntuch,
Prof. Dr.-Ing. Gerhard Hausladen,
Prof. HG Merz,
Dipl.-Ing. Elisabeth Plessen (db),
Dipl.-Ing. Christoph Schild (BDB),
Dipl.-Ing. Josef Seiler,
Prof. Dr.-Ing. Ralf Wörzberger
Gäste: Dipl.-Volksw. Marianne LeGans, BDB, und Dipl.-Ing. Wilfried Dechau
Protokoll: Dipl.-Ing. Christine Fritzenwallner (db)

Die Jury tritt am Nachmittag des 21.2. in der Hochschule für Technik in Stuttgart erstmals zusammen, um im Verlauf der kommenden eineinhalb Tage aus den insgesamt 106 eingereichten Projekten, 76 aus Deutschland, elf aus der Schweiz, neun aus Österreich, vier aus Spanien, zwei aus Belgien und je eine Einreichung aus den Niederlanden, Großbritannien, Lettland und Polen, den diesjährigen Preisträger zu ermitteln.
Seitens der Auslober werden vorab noch einmal kurz die Intention und Gewichtung des Preises sowie der Vergabemodus skizziert. Der Balthasar-Neumann-Preis ist als Einzelpreis mit dem gesamten Preisgeld dotiert, es gibt keine Zweitplatzierungen, sondern es bleibt der Jury vorbehalten, aus den Einreichungen eine ihr vorbehaltene Zahl von Anerkennungen auszusprechen. Vorrangiges Kriterium ist die Qualität der Architektur, die in der Zusammenarbeit von Architekten und Ingenieuren entstanden ist. Deren gleichberechtigtes Zusammenspiel soll dabei zu einem Ergebnis führen, das über standardisierte Formen hinausgeht.
HG Merz, Balthasar-Neumann-Preisträger 2006 (gemeinsam mit IGB Karlsruhe, vertreten durch Josef Seiler) wird zu Beginn einstimmig zum Juryvorsitzenden gewählt. Auf seinen Vorschlag hin begibt sich die Jury auf einen ersten gemeinsamen Informationsrundgang, dessen erklärtes Ziel es ist, sich einen Überblick zu verschaffen und die Besonderheiten der jeweiligen Projekte herauszuarbeiten, wobei ein Augenmerk auf den »eigenständigen, architektonischen Ausdruck« gelegt werden soll. Der Informationsrundgang dauert zwei Stunden.
Daran schließt sich der erste Rundgang an, bei dem das Votum eines Jurymitgliedes ausreicht, um ein Projekt für den zweiten Rundgang zu qualifizieren. Am Ende des ersten Rundgangs haben sich 65 Einreichungen für den zweiten Rundgang qualifiziert, 41 werden ausgeschieden. Folgende Projekte kommen in den zweiten Rundgang: 1, 4, 5, 7, 8, 9, 10, 12, 14, 15, 16, 17, 18, 20, 21, 24, 25, 26, 28, 29, 30, 32, 33, 34, 36, 37, 38, 40, 42, 43, 44, 51, 52, 55, 58, 59, 60, 63, 64, 66, 67, 68, 71, 72, 75, 76, 77, 78, 79, 83, 86, 87, 88, 91, 92, 93, 95, 97, 98, 100, 101, 102, 103, 105, 106. Damit schließt die Jurysitzung des 21. Februars.
Zu Beginn der Sitzung am Folgetag regt HG Merz als Vorsitzender – eingedenk der interdisziplinären Thematik des Preises – an, dass im zweiten Rundgang jedes Jurymitglied kurz Stellung zu den verbliebenen Projekten und ihrer eventuell besonderen Qualifikation für den Preis nehmen möge.
Vor Beginn des zweiten Rundgangs werden durch mehrheitliche Abstimmung auf Antrag von Christoph Schild das Projekt 57 (Dokumentationszentrum Gedenkstätte Bergen-Belsen) sowie auf Antrag von Ralf Wörzberger das Projekt 80 (Bussteigüberdachung Hauptbahnhof Ingolstadt) zurückgeholt, die sich damit nachträglich für den zweiten Rundgang qualifizieren.
Insgesamt sind damit für den zweiten Rundgang, ab dem ein mehrheitliches Votum für die Übernahme in die nächste Qualifizierungsrunde erforderlich ist, 67 Einreichungen ausgewählt.
Am Ende des zweiten Rundganges bleiben folgende 21 Einreichungen im Verfahren: 9, 14, 17, 18, 20, 26, 32, 34, 36, 44, 55, 60, 63, 71, 72, 87, 88, 95, 98, 101, 102.
Elisabeth Plessen stellt den Antrag, das ausgeschiedene Projekt 67 in die Runde zurückzuholen, dem Antrag wird mit 4:3 stattgegeben. Für den dritten Rundgang, der die Engere Wahl bestimmt, sind somit 22 Einreichungen qualifiziert.
In diesem Rundgang kommt es unter anderem über das Projekt 67 (Kuhstall in Thankirchen) sowie Projekt 71 (Tram Stop in Alicante) zu engagierten Diskussionen. Für die Engere Wahl qualifizieren sich per Mehrheitsvotum zu Ende des Rundgangs folgende acht Projekte:
17 (Votum 4:3), 20 (Votum 7:0), 26 (Votum 7:0), 36 (Votum 4:2), 63 (Votum 5:2), 71 (Votum 5:2), 87 (Votum 6:0), 98 (Votum 4:2).
Diese Arbeiten werden für den direkten Vergleich an gegenüberliegenden Stellwänden neu gehängt. An die Neuhängung schließen sich vier weitere Rückholanträge an:
Projekt 60 (Gemeindezentrum Ludesch), auf Antrag von Gerhard Hausladen; dem Antrag wird mit 6:1 zugestimmt; Projekt 95 (Produktionsgebäude in Slublice, PL), auf Antrag von Josef Seiler dem Antrag wird mit 5:2 Stimmen zugestimmt.
Zwei weitere Anträge werden mehrheitlich abgelehnt: Projekt 34 (Hauptpforte in Ditzingen) ›
› auf Antrag von Armand Grüntuch, 3:4 Stimmen, und Projekt 21, (Entrée Miele in Gütersloh), auf Antrag von Ralf Wörzberger, 2:5 Stimmen.
Somit sind zehn Projekte in der Engeren Wahl: 17, 20, 26, 36, 63, 60, 71, 87, 95, 98, aus denen der Preisträger sowie die Anerkennungen ermittelt werden.
Um innerhalb der sehr divergenten Projektauswahl eine erste Gewichtung vornehmen zu können, benennen auf Vorschlag von HG Merz alle Jurymitglieder bis zu jeweils fünf in ihren Augen preiswürdige Projekte. Aus diesen Nennungen lässt sich folgende Tendenz ablesen:
Sechs Mal wird das Projekt 26 (Mahnmal 11. März in Madrid) genannt; jeweils vier Mal die Projekte 71 (Tram Stop in Alicante) und 98 (Weingut Gantenbein in Fläsch); drei Mal genannt werden die Projekte 20 (Letzigrund Stadion in Zürich), 60 (Gemeindezentrum Ludesch) sowie 87 (Dokumentationshaus Hinzert). Nur zwei Nennungen kann das Projekt 17 (Bürohaus Dockland in Hamburg) auf sich vereinen, jeweils nur eine Projekt 36 (Hochschule in Aalen), 63 (Olympia Skisprungschanze Garmisch-Partenkirchen) sowie 95 (Produktionsgebäude Fraba in Slublice).
Auf Vorschlag des Vorsitzenden und mit Zustimmung der Jurymitglieder sollen Preis und Anerkennungen aus den Mehrfachnennungen vergeben werden. Damit stehen für die Entscheidung folgende Projekte zur Wahl: 17, 20, 26, 60, 71, 87, 98.
In der nun sehr engagiert einsetzenden Diskussion merkt Gerhard Hausladen an, dass Projekt 17 als weder im Sinne der Auslobung noch aus energetischer Sicht zukunftsweisend betrachtet werden könne. Seine Ausführungen werden unterstützt von Ralf Wörzberger, der aus Ingenieurssicht in diesem Gebäude keine Vorbildfunktion sehen kann. Elisabeth Plessen schließt sich dem an und bemängelt, dass in der architektonischen Leistung eine herausragende Zusammenarbeit zwischen Architekt und Tragwerksplaner nicht erkennbar sei. Armand Grüntuch spricht sich für das Gebäude aus, indem er die hohe Anerkennung des Gebäudes und Nutzung durch die Bevölkerung betont. Der überwiegende Teil der Jury vermutet bei dieser Einreichung den Tragwerksplaner nur als – sehr kompetenten – »Erfüllungsgehilfen« der Architekten.
Aus diesen sieben verbleibenden Einreichungen benennen die Juroren einzeln ihr Ranking der Projekte. Die anschließende Frage des Juryvorsitzenden nach dem Votum der Juroren für den Preisträger – bei der auch zwei Nennungen möglich sind – ergibt folgende Aufstellung:
Vier Mal wird das Mahnmal in Madrid (26) genannt, drei Mal das Letzigrund Stadion in Zürich (20), zwei Mal das Gemeindezentrum Ludesch (60) und ein Mal der Tram Stop in Alicante (71).
Der Juryvorsitzende schlägt deshalb vor, per Abstimmung mit nur jeweils einer Stimme pro Juror eine Entscheidung zwischen Projekt 20 und 26 zu fällen. Mit 5:0 (zwei Stimmenthaltungen, Josef Seiler und Gerhard Hausladen) wird so die Einreichung 26 um 15 Uhr als Gewinner des Balthasar-Neumann-Preises 2008 ermittelt. Es handelt sich um das Mahnmal 11. März in Madrid, eingereicht durch das Büro Schlaich Bergermann und Partner, Stuttgart, das sich in Zusammenarbeit mit FAM Arquitectura y Urbanismo, Madrid, beworben hatte (siehe hierzu auch die Jurybegründung auf Seite 22/23).

Anerkennungen werden für folgende Projekte ausgesprochen:

  • 20: Letzigrund Stadion Zürich: Architekten: Bétrix & Consolascio Architekten, mit Eric Maier, Erwin Gruber, Erlenbach Ingenieure: Walt + Galmarini AG, Zürich
  • 60: Gemeindezentrum Ludesch: Architekten: Hermann Kaufmann ZT GmbH, Schwarzach Ingenieure: IBO – Österreichisches Institut für Baubiologie und Bauökologie, Dornbirn
  • 71: Tram Stop in Alicante Architekten: Subarquitectura, Alicante Ingenieure: Sercal S.L., Consulting Engineers, Alicante
  • 87: Dokumentationshaus Hinzert: Architekten: Wandel Hoefer Lorch + Hirsch, Saarbrücken Ingenieure: Schweitzer Ingenieure, Saarbrücken
  • 98: Weingut Gantenbein in Fläsch: Architekten: Bearth & Deplazes Architekten AG, Chur/Zürich, Valentin Bearth, Andrea Deplazes, Daniel Ladner Fassade: in Zusammenarbeit mit Gramazio & Kohler Architekten, Zürich Fabrikation: Prof. Matthias Kohler, Prof. Fabio Gramazio, Lehrstuhl für digitale Fabrikation ETH Zürich Ingenieur: Jürg Buchli, Bauingenieur, Haldenstein

In der Engeren Wahl verbleiben:

  • 17: Bürohaus Dockland, Hamburg Architekten: BRT Architekten, Bothe Richter Teherani, Hamburg Ingenieure: Dr. Binnewies Ingenieurgesellschaft mbH, Hamburg
  • 36: Hochschule für Technik und Wirtschaft, Aalen Architekten: MGF Architekten GmbH, Stuttgart Ingenieure: IGB Ingenieurgruppe Bauen, Karlsruhe
  • 63: Olympia Skisprungschanze, Garmisch-Partenkirchen Architekten: terrain:loenhart & mayr, München Ingenieure: Mayr Ludescher Partner, München
  • 95: FRABA Produktionsgebäude, Slubice (PL) Architekten: BeL Architekten, Köln Ingenieure: Ove Arup & Partners, Warschau
Die Jurysitzung endet am 22.2.2008 um 15.40 Uhr. •
Aktuelles Heft
MeistgelesenNeueste Artikel

Architektur Infoservice
Vielen Dank für Ihre Bestellung!
Sie erhalten in Kürze eine Bestätigung per E-Mail.
Von Ihnen ausgesucht:
Weitere Informationen gewünscht?
Einfach neue Dokumente auswählen
und zuletzt Adresse eingeben.
Wie funktioniert der Architektur-Infoservice?
Zur Hilfeseite »
Ihre Adresse:














Die Konradin Medien GmbH erhebt, verarbeitet und nutzt die Daten, die der Nutzer bei der Registrierung zum arcguide Infoservice freiwillig zur Verfügung stellt, zum Zwecke der Erfüllung dieses Nutzungsverhältnisses. Der Nutzer erhält damit Zugang zu den Dokumenten des arcguide Infoservice.
AGB
datenschutz-online@konradin.de