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Behutsames Miteinander

Bauen im Bestand
Behutsames Miteinander

~Nikolaus Bernau

Was haben Denkmalpflege, der zurzeit so populäre Nachbau von als historisch betrachteten Stadtbildern und grassierende Welterbeforderungen miteinander zu tun? Sicher, irgendwie geht es immer um gesellschaftliches Selbstbewusstsein und seine Verankerung in der Geschichte. Aber methodisch überlagern sich die drei Themen nur ganz am Rand, wie auf einer Berliner Veranstaltung des Bundesbauministeriums deutlich wurde. Schließlich ist die Denkmalpflege, wie Markus Harzenetter, Landeskonservator aus Münster, betonte, im Grundsatz dem aktuellen Bestand verpflichtet. Auch wenn dieser in den Augen unserer Zeitgenossen »hässlich« ist. Nachbauprojekte hingegen kümmern sich meist – siehe das Abbaggern historischer Keller in Dresden oder Berlin – wenig um reale Vergangenheitszeugen, sondern um das, was gerade als »schön« gilt. Und die meisten Welterbevorschläge stehen bereits auf den Natur- oder Denkmalschutzlisten. Sie sind, wie die Kunsthistorikerin Susanne Hauser von der Universität der Künste zeigte, v. a. eine emotionale Sache. Es geht um Konkurrenz der Städte, der Bürger und ihr Selbstbewusstsein. Immerhin, manchmal hilft der Welterbetitel auch dem einfachen Monument: Aus dem Publikum wurde darauf hingewiesen, dass etwa in Quedlinburg Hunderte Häuser unter Denkmalschutz nur deswegen noch stehen, weil ihr Abriss den für die Tourismuswerbung entscheidenden Welterbetitel gefährdet hätte.
Barbara Engel vom Dresdener Stadtplanungsamt focht tapfer für eine Denkmalpflege, die sich mehr erklärt, die die Bürger mehr einbindet. Auch der Architekt Benedikt Schulz warb für das behutsame Miteinander, das Lernen vom Alten statt der ewigen Behauptung, dass die Denkmalpflege das Neue, das Aufregende verhindere. Ein erfrischender Pragmatismus, der nicht zuletzt auch der These von Moderatorin Marta Doehler-Behzadi entgegenstand, dass die Denkmalzahlen außerhalb jeder Proportion wüchsen. Harzenetter meinte trocken, auch die Geschichte werde heute nicht mehr nur als die der Könige geschrieben, das müsse sich auch auf die Denkmallisten auswirken.
Übrigens: Wieviele Denkmale gibt es eigentlich in der Bundesrepublik? Keiner wusste es. Die Statistiken sind nämlich derart föderal gesplittet, dass sie kaum verglichen werden können. Aber wie fast immer, wenn die heilige Kuh des deutschen Kulturförderalismus angesprochen wird, schreckten auch hier alle vor der Debatte um ein Bundesdenkmalschutzgesetz zurück. Es wird also so bleiben, dass jede Platane im Stuttgarter Schlossgarten dank Bundesnaturschutzgesetz besser geschützt ist als der Hauptbahnhof, der nur dem Landesschutz unterstand.
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