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ARCHITEXT Pallas on demand

Software unter der Lupe
ARCHITEXT Pallas on demand

ARCHITEXT Pallas on demand

»Pallas« heißt die komplett neu entwickelte Programmfamilie, die der hessische AVA-Hersteller Architext vor wenigen Monaten auf den Markt gebracht hat (wir berichteten in db 12/2005). Alle vier AVA-Lösungen der Pallas-Reihe basieren auf Microsofts aktueller .NET-Technologie (gesprochen »dotnet«). Ohne an dieser Stelle ins Detail zu gehen und sehr vereinfacht: Ähnlich wie bei der Java-Technologie von SUN, liegen .NET-Programme nicht in Maschinencode vor, sondern bestehen aus einem Zwischencode, der erst bei Ausführung von einer so genannten virtuellen Maschine in für den Prozessor verständliche Befehle übersetzt wird. Alle .NET-Programme benötigen deshalb zum Betrieb eine so genannte Laufzeitumgebung, die neben der virtuellen Maschine auch eine sehr umfangreiche Bibliothek grundlegender Funktionen (die »Framework Class Library«) bereitstellt. Die .NET-Laufzeitumgebung ist in Windows XP mit Servicepack 2 bereits enthalten, kann auf älteren Systemen (Pallas benötigt mindestens Windows 2000) aber nachinstalliert werden. Da .NET-Programme sehr ressourcenhungrig sind, sollten zudem mindestens 512 MB Arbeitsspeicher vorhanden sein – Architext empfiehlt ein Gigabyte RAM. Prinzipbedingt ist die Arbeitsgeschwindigkeit von .NET-Programmen etwas geringer als die von funktional identischer, direkt ausgeführter Windows-Software. Die Performanceeinbußen sind auf einem einigermaßen schnellen Rechner und bei üblichen Büroanwendungen jedoch kaum spürbar und fallen bei Pallas deshalb nicht ins Gewicht.
Software auf Abruf Die meisten Vorteile der .NET-Technologie betreffen die Softwareentwicklung, der Anwender merkt in der Regel gar nicht, ob er mit »klassischer« Windows-Software oder mit einem .NET-Programm arbeitet. Bei Pallas on demand ist der Unterschied jedoch offensichtlich: Der Programmstart erfolgt über den Internet Explorer durch den Aufruf einer Webadresse. Geschieht dies zum ersten Mal, so werden zunächst sämtliche Programmdateien auf den lokalen Rechner übertragen. Bei späteren Programmstarts prüft die Software, ob die lokal abgelegten Dateien noch der Fassung auf dem Server des Anbieters entsprechen und lädt gegebenenfalls die zwischenzeitlich aktualisierten Programmteile nach. Eine Installationsroutine, die unter Umständen einen Neustart des Rechners verlangt, entfällt also, und auch um das Einspielen von Updates braucht sich der Anwender nicht zu kümmern. Gegenüber so genannten ASP-Lösungen, mit denen sich ebenfalls die sonst üblichen Installations- und Updateprozeduren erübrigen, hat das Verfahren zwei Vorteile: Zum einen läuft die Software auf dem Rechner des Anwenders und nicht auf einem Server im Inter- oder Intranet, der womöglich von vielen Nutzern gleichzeitig beansprucht wird und dadurch »in die Knie geht«. Zum andern werden während der Ausführung von Pallas on demand kaum Daten über die Internetverbindung transferiert, während bei einer ASP-Lösung im Betrieb praktisch ständig ein reger Datenaustausch zwischen Nutzer und Server stattfindet. Eine DSL-Verbindung mit Flatrate oder ausreichend dimensioniertem Volumentarif setzen beide Nutzungskonzepte voraus und haben damit natürlich auch einen Nachteil gemeinsam: Sollte aus welchen Gründen auch immer die Internetverbindung ausfallen, kann die Software nicht genutzt werden. Da Pallas on demand nach dem Starten lediglich zur Erfassung der Nutzungsdauer zum Server des Anbieters Kontakt hält, hat eine gekappte Verbindung jedoch keine fatalen Folgen. Das Programm wird dann zwar nach kurzer Zeit automa-tisch beendet, erlaubt vorher aber noch das Speichern aller geöffneten Dokumente.
Abrechnung Der Namenszusatz »on demand« verspricht Flexibilität: Anstatt eine Softwarelizenz zu erwerben, zahlt der Anwender für die Nutzungsdauer des Programms. Bislang hat er dabei allerdings nur die Wahl zwischen verschiedenen »Flatrates« mit Vertragslaufzeiten von drei Monaten bis zu vier Jahren, bei denen sich die monatlich zu entrichtende Pauschale von 99 auf bis zu 59 Euro reduziert – Hotline und sämtliche anfallenden Updates inbegriffen. Hinzu kommt eine einmalige »Einrichtungsgebühr« von 29 Euro. Rechnet man einmal nach, lohnt bereits ab einer Laufzeit von mehr als 18 Monaten der Erwerb einer Lizenz des funktional identischen Pallas Basic. Verzichtet man dabei auf einen Servicevertrag (Hotline und Updates während der ersten sechs Monate sind ohnehin kostenlos), fährt man mit Pallas on demand gar nur 14 Monate lang günstiger – ohne Berücksichtigung möglicher Steuerersparnis durch die höhere Abschreibung. Neben den »Flatrates« ist für Pallas on demand ein Minutentarif geplant (die tatsächliche Nutzungsdauer wird ohnehin bereits erfasst), zu dessen Höhe wollte man sich bei Architext jedoch noch nicht verbindlich äußern. Wird er tatsächlich etwa bei 50 Cent pro Minute liegen, würde die minutengenaue Abrechnung bereits bei insgesamt zwölf Stunden Nutzungsdauer teurer kommen als ein Dreimonatsvertrag! Die Preisgestaltung ist insbesondere unter dem Aspekt einer »on demand«-Nutzung also doch recht fragwürdig: Die Verträge über zwei oder vier Jahre sind bei den derzeitigen Monatspauschalen wirtschaftlich unsinnig. Der geplante Minutentarif wäre nur dann vertretbar, wenn beispielsweise bei einer Gesamtnutzungsdauer von mehr als einer Stunde am Tag lediglich eine Pauschale von maximal 30 Euro anfällt. Auf die für den »Spontannutzer« der Software nicht sehr attraktiven Konditionen hingewiesen, war man bei Architext jedoch bereit, die Tarife noch einmal zu überdenken und bis zum Erscheinen dieses Artikels anzupassen.
In Betrieb Bei Pallas on demand handelt es sich um ein dokumentenorientiertes Einzelplatz-System für Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung. Projektorientiertes und -übergreifendes Arbeiten mit einer zentralen Datenbank im Netzwerk ist den Versionen Pallas Professional und Pallas Premium vorbehalten. Diese verfügen außerdem über verschiedene Zusatzmodule, beispielsweise Adressmanagement, Mängelmanagement und Kostencontrolling. Pallas on demand arbeitet wie das baugleiche Pallas Basic mit einzelnen LV-Dateien, die auch bei der aus dem Internet gestarteten Variante ausschließlich lokal gespeichert werden. Der Anwender muss sich also nicht sorgen, dass seine vertraulichen Daten auf einem externen Server eventuell unbefugten Zugriffen ausgeliefert sind.
Die Programmoberfläche von Pallas on demand ist so organisiert, dass selbst auf einem kleinen Monitor und bei mehreren (maximal drei) gleichzeitig geöffneten Dokumenten eine sehr gute Übersicht gewährleistet ist. Zum einen, weil es keine überlappenden Fenster gibt: Normalerweise sind die Dokumente nach Karteikartenart »hintereinander« angeordnet. Es lassen sich aber auch Dokumente einfach aus dem Karteikasten ziehen und neben oder übereinander anordnen, wenn zum Beispiel Positionen von einem LV in ein anderes kopiert werden sollen. Zum andern können »Tool-Fenster« (wie beispielsweise der Editor für die Positionstexte, die Positionsdetails oder die Bieterliste) auf »Auto Hide« geschaltet werden, so dass sie bei Nichtgebrauch automatisch am Bildschirmrand zuklappen.
Innerhalb eines LV-Fensters gibt es die vier Arbeitsbereiche »Ausschreibung«, »Angebotsnachrechnung«, »Preisspiegel« und »Abrechnung«, zwischen denen ebenfalls über Karteikartenreiter gewechselt wird. Im Bereich Ausschreibung wird das LV in tabellarischer Form bearbeitet. Das Einfügen von Zeilen erfolgt über kleine Schaltflächen innerhalb des so genannten Positionsassistenten, einer Gruppe von Bedienungselementen in der Symbolleiste oberhalb der Tabelle. In diesen wird unter anderem festgelegt, welcher Typ von Zeile (etwa normale Position, Vorbemerkung oder Gliederungsabschnitt) als nächstes eingefügt werden soll und ob ein freier oder von HeinzeBauOffice oder STLB-Bau übergebener Text verwendet wird (was die Installation dieser Programme voraussetzt).
Zur Gliederung des LVs oberhalb der Positionsebene kann der Anwender bis zu sechs Hierarchiestufen verwenden. Dabei muss die Struktur nicht vorweg festgelegt werden, sondern lässt sich auch während der laufenden Bearbeitung jederzeit modifizieren. Innerhalb der Tabelle lassen sich zur besseren Übersicht einzelne Abschnitte oder komplette Hierarchieebenen auf- und zuklappen. Das Verschieben und Kopieren zuvor markierter Zeilen erfolgt per »drag& drop«. Vor der Ausführung dieser Aktionen wie auch vor dem Löschen fragt das Programm sicherheitshalber noch mal nach. Man sollte diese Nachfrage nicht vorschnell mit »Ja« beanworten, da es in Pallas on demand (im Gegensatz zu den Datenbank-Versionen) leider kein »Undo« gibt.
Kurztexte können entweder direkt in der Tabelle bearbeitet werden oder zusammen mit den Langtexten in einem kleinen Editor. Dieser verfügt über die Schriftformatierungen fett, kursiv, unterstrichen, hoch- und tiefgestellt. Absätze können zentriert, links- oder rechtsbündig ausgerichtet werden, Aufzählungen mit vorangestellten Punkten oder arabischen Ziffern sind ebenfalls möglich. Das Einstellen der Schriftgröße erfolgt nicht in den üblichen Punktangaben, sondern in Größen von eins bis sieben (GAEB-XML-Standard). In die Leistungsbeschreibungen lassen sich bei Bedarf Felder für Bietertextergänzungen sowie Pixelbilder in den Formaten BMP, JPEG und GIF einfügen. Letzteres Feature war in der getesteten Version aber noch nicht wirklich praxistauglich. Zum einen, weil die Bilder nur durch Ziehen mit der Maus »verzerrt«, aber nicht kontrolliert skaliert werden können, zum andern, weil die eingefügten Bilder im ausgedruckten LV gar nicht erscheinen.
In einem weiteren Tool-Fenster werden Typ und sonstige Eigenschaften der Position festgelegt. Also beispielsweise, ob es sich um eine Normal-, Grund-, Alternativ- oder Eventualposition handelt. Bezugs- und Wiederholungspositionen, bei denen der Verweis (»wie Position XY jedoch …«) auch nach Neunummerierung oder Verschieben entsprechend aktualisiert wird, erzeugt man hingegen in der Tabelle durch »drag&drop« mit der rechten Maustaste. In der getesteten Version wollte dies wegen eines kleinen Fehlers jedoch nur dann gelingen, wenn während dieser Aktion der Texteditor nicht geöffnet war.
Um in umfangreicheren LVs bestimmte Positionen schneller aufzufinden, bietet Pallas die Möglichkeit zum Filtern der Tabellen (in allen vier Arbeitsbereichen möglich). Beispielsweise so, dass nur die Positionen angezeigt werden, deren Menge einen bestimmten Wert überschreitet oder deren Text einen bestimmten Begriff enthält. Der Anwender definiert dazu Filterregeln, bei Verwendung mehrerer Regeln werden diese wahlweise durch »und« oder »oder« verküpft. Die Filter lassen sich unter einem Namen speichern und dann aus einer Liste heraus jederzeit wieder aktivieren.
Beim Ausdrucken von LVs bietet Pallas on demand diverse Optionen, unter anderem können auch verschiedene Varianten (nur Kurztexte, mit Kurz- und Langtexten etc.) eines LVs direkt hintereinander gedruckt werden. Zum Erstellen individueller Layouts ist ein ins Programm eingebundener »Reportgenerator« vorgesehen. Diese englischsprachige Software erfordert allerdings eine intensivere Einarbeitung, so dass es in der Regel effizienter sein wird, sich maßge-schneiderte Layoutvorlagen direkt von Architext anfertigen zu lassen.
Die Angebotsnachrechnung ermöglicht sowohl das manuelle Erfassen der Einheits- und, falls zur Kontrolle gewünscht, der Gesamtpreise, als auch den Import von Angeboten via GAEB-Schnittstelle. Auch der GAEB-Export von Angeboten ist möglich, führte im Test aber gelegentlich zum Programmabsturz, der sich nach Neustart jedoch nicht mehr nachvollziehen ließ.
Nach Erfassung der Angebote lassen sich diese im Preisspiegel gegenüberstellen. Die Auswahl der im Preisspiegel angezeigten Angebote erfolgt in der Bieterliste. In dieser stehen neben den realen Angeboten auch der »Idealbieter«, der »Mittelbieter« und die Preise aus dem LV-Kostenanschlag zur Wahl. Im Fenster »Variantenrechnung« sind sämtliche Eventual- und Alternativpositionen des LVs aufgeführt und können dort einzeln zur Berücksichtigung in den Angebotssummen ausgewählt werden. Der Versuch, den Preisspiegel auszudrucken, führte im Test beim Starten der Druckvorschau grundsätzlich zum sofortigen Absturz von Pallas. Die Ausgabe als HTML-Datei gelang hingegen problemlos, der ebenfalls angebotene Export nach MS-Excel setzt voraus, dass dieses Programm auf demselben Rechner installiert ist und konnte deshalb im Test nicht überprüft werden.
Hat man sich für einen Bieter entschieden, wird aus der Bieterliste heraus das Auftrags-LV generiert. Im Bereich Abrechnung werden nun im Verlauf der Bauausführung die Ist-Mengen zu den Positionen ergänzt. Ist schon absehbar, dass einzelne der ausgeschriebenen Mengen mehr oder weniger deutlich von den tatsächlichen abweichen werden, kann der Anwender hier auch zusätzliche »Prognose«-Mengen eintragen. Pallas gibt in der Tabelle dann neben den ursprünglichen Angebotssummen auch die aufgrund der Prognose zu erwartenden Kosten an. In den auf Basis der Ist-Mengen erstellten Abrechnungen lassen sich unter anderem prozentuale Nachlässe, Sicherheitseinbehalte und die Bauabzugssteuer festlegen.
Zu Schluss soll noch auf eine – vom Hersteller bewusst in Kauf genommene – »Sicherheitslücke« von Pallas on demand hingewiesen werden: So ist es beispielsweise möglich, selbst wenn schon Rechnungen freigegeben wurden, das Auftrags-LV auf Basis des Angebots eines anderen Bieters zu überschreiben oder Mengen in der Ausschreibung zu verändern, obwohl bereits vergeben wurde. Solchen Unfug zu unterlassen, liegt allein in der Verantwortung des Anwenders. Dies gilt auch für Pallas Basic, während die mit einer Datenbank arbeitenden Versionen laut Hersteller unzulässige Änderungen unterbinden.
Fazit Pallas on demand ist ein modernes, sehr rasch erlernbares Programm für Ausschreibung, Vergabe und Abrechnung. Einen wesentlichen Beitrag zur Einsteigerfreundlichkeit leisten die gelungene Bedienung und übersichtliche Gestaltung der Programmoberfläche – daran könnte sich mancher Mitbewerber ein Beispiel nehmen. Selbstverständlich ist die Software allein schon deshalb überschaubarer, weil sie sich im Gegensatz zu »ausgewachsenen« Kostenplanungssystemen auf die »AVA-Kernkompetenzen« beschränkt. Diese Beschränkung ist vor dem Hintergrund einer »Nutzung bei Bedarf« jedoch kein echtes Manko. Denn der Gelegenheitsanwender möchte in der Regel sofort produktiv arbeiten und sich nicht erst mit der Philosophie eines komplexeren Systems auseinander setzen. Unter diesem Aspekt betrachtet stellt Pallas on demand ein technisch und funktional gelungene Lösung dar. Die getestete Version enthielt leider noch ein paar kleinere, aber sicher inzwischen behobene Fehler. Ob dem tatsächlich so ist, kann der an Pallas on demand Interessierte selbst überprüfen, indem er die Software 30 Tage lang kostenlos ausprobiert. Anmelden kann man sich dazu auf der Seite www.architext.de/produkte/ava-on-demand. Auf derselben Seite sollte zu erfahren sein, ob Architext seine zum Testzeitpunkt dem »on demand«- Gedanken doch eher widersprechenden Abrechnungsmodalitäten zwischenzeitlich attraktiver gestaltet hat. jr
ARCHITEXT Software GmbH In der Mordach 1a 64367 Mühltal Tel. (06151) 94760 Fax (06151) 54391 www.architext.de
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