Allgemein
ArchitekturZeit in Hannover
~Peter Struck
Aus den vielen Veranstaltungen zur hannoverschen ArchitekturZeit, der Woche im Anschluss an den Tag der Architektur, stachen besonders drei heraus: Die Galerie »Kronen sieben« versammelte in der Fotoausstellung »Architektur im Garten« drei unterschiedliche künstlerische Positionen zu geometrischen Strukturen im Barockgarten und zu Kleinarchitekturen im vermeintlich natürlichen Landschaftsgarten.
Die Veranstaltungsreihe der AG Stadtleben zu Qualitäten der 50er Jahre in der AWD-Arena eröffnete Volkwin Marg (gmp) mit dem kritischen Bildvortrag »Choreographie der Massen am Beispiel von Stadien und Arenen«, der in zwei unterschiedliche Teile zerfiel: Sein historischer Abriss zur 2500-jährigen Entwicklung der »Hysterieschüssel für Massenmanipulation« reduzierte das Stadion sehr polemisch auf einen hochpolitischen Raum für Ablenkung, Beschäftigung und Kontrolle des Volkes durch Sensation und Spektakel. Der zweite, eher technische Teil behandelte aktuelle Stadion-Projekte von gmp: Das Büro plant und errichtet zur Zeit etwa ein Dutzend Fußballstadien für die WMs in Südafrika und Brasilien. Politik und Technik durchdrangen sich beim Bericht über die moderne Ergänzung des Berliner Olympiastadions durch gmp zur WM 2006. Marg bekräftigte abschließend, dass die Herausforderung für den »Arena-Architekten« als ideologischer Handlanger ausschließlich konstruktiver Art sein könne und plädierte für die Suche nach individuellen Baulösungen mit jeweils eigenen Identitäten.
Ein Ereignis ganz anderer Art war die Inszenierung im stillgelegten Ringlokschuppen Ost unweit des hannoverschen Hauptbahnhofs, eingekeilt in die Gabelung von zwei ICE-Strecken. Bis in die 60er Jahre konnten im bedeutendsten Schnellzugbetriebswerk Deutschlands bis zu zwanzig Dampflokomotiven gewartet werden. Im Rahmen der ArchitekturZeit waren die beiden, über 4000 m² großen Hallen an drei Abenden geöffnet. Eine Fotoausstellung zeigte auf 4 m langen Bannern Details des eindrucksvollen Ortes und spiegelte die Architektur in der Architektur. Zu dezenten Klängen gesellten sich die Geräusche der vorbeifahrenden Züge. Stille Inszenierungen mit Licht, Ton und bewegten Bildern hoben die Struktur der beiden halbkreisförmigen Hallen zusätzlich hervor. Bis zu sieben fächerartig angeordnete Untersuchungsgruben wurden dabei simultan bespielt: Unterschiedliche, aus der Architektur entwickelte Szenen interpretierten den Raum immer wieder anders und versetzten das Publikum auch in einen Garten und ein Schwimmbad. Für Erfrischungen sorgte schließlich die skurrile »Grubenbar«.
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