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Álvaro Siza (Hombroich)

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Álvaro Siza (Hombroich)

~Klaus Englert

Im letzten Jahr konnte Álvaro Siza – nach 15-jähriger Planungs- und Bauzeit – seinen Klinkerpavillon auf der Raketenstation Hombroich fertigstellen. Im Juni 2011 eröffnete dort die seit Langem erwartete und von Wilfried Wang und Rudolf Finsterwalder kuratierte Ausstellung mit zehn ausgewählten Werken des portugiesischen Architekten. Der nur kleine Ausschnitt aus Sizas Œuvre verdeutlicht seinen tastenden Entwurfsprozeß, der sich nicht selten über viele Jahre hinziehen kann, sehr schön. Erst kürzlich gewann der 78-jährige einen Wettbewerb, der vorsieht, einen neuen Zugangsbereich für die Alhambra aus dem 14. Jahrhundert zu schaffen. Die Ausstellung verdeutlicht die gewaltige Herausforderung, die in der Aufgabe liegt. Denn Álvaro Siza muss eine Architektur schaffen, die sich nicht nur auf den Baustil des Nasridenpalasts mit seiner regelmäßigen Komposition aus geschlossenen Räumen und Patios einlässt, sondern ebenso auf den Renaissance-Palast des Habsburger Kaisers Karl V., der sich neidvoll neben dem arabischen Prachtbau verewigen wollte. Zudem gilt es, einen Zugangskomplex zu entwerfen, der die Topografie der Hanglage berücksichtigt. Álvaro Siza liegt dieses Projekt besonders am Herzen und so wählte er es für die Ausstellung aus.
Wilfried Wang und Rudolf Finsterwalder, die zusammen mit Siza an dem langfristigen Projekt »Raumortlabor« in Hombroich arbeiten, haben eine kleine, aber feine Schau kuratiert. Dabei schwebte ihnen offenbar eine Ausstellung als Schule des Sehens vor. In den Zeiten multimedialer Präsentationstechniken ist das ein altehrwürdig klassisches Konzept. Dennoch kann es den aufmerksamen Betrachter für das Entwerfen von Architektur sensibilisieren. Er vermag Siza beim Entwurfsprozeß »über die Schulter zu schauen« und dabei zu beobachten, wie sich seine Linien an die gebaute oder natürliche Umgebung heran- tasten.
Der langsame Prozess hin zur endgültigen Formgebung wird besonders deutlich anhand eines südkoreanischen Pavillons, der Zwiesprache mit der bewaldeten Hügellandschaft zu halten scheint. Aber auch die großartige Kirche Santa María, ein Sakralbau in Marco de Canaveses, von dem Siza unzählige Entwürfe zeichnete, um sich dem Wesen der Kirche jenseits der katholischen Kultgegenstände architektonisch anzunähern. Beim vergleichenden Betrachten der Fotos, Pläne, Modelle und Zeichnungen verblüfft Sizas entwerferische Sensibilität, die auch bei den weniger bekannten Projekten auffällt. Das Ringen um die plastische Form, um die zum Raum drängende Linie lässt sich in der bemerkenswerten Kabinett-Ausstellung auf Hombroich gut nachvollziehen. Allerdings verlangt sie einen Betrachter, der sich nicht vor der Schule des Sehens scheut. Denn die Kuratoren haben – zugespitzt formuliert – eine Ausstellung von Architekten für Architekten geschaffen. Das ist weniger ein Manko als ein Risiko. Herausgekommen ist eine unprätentiöse Ausstellung, die ganz auf den Glamour der Highlights verzichtet. Das mag viele enttäuschen. Doch gerade dieses Konzept passt am besten zu Sizas unprätentiösem Hombroicher Pavillon.
Bis 4. März. Álvaro Siza: Von der Linie zum Raum, Raketenstation Hombroich 6, 41472 Neuss, Siza-Pavillon, Di, Sa, So 12-17 Uhr, www.inselhombroich.de
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