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Alltag in Zweibrücken

Betrifft: Heft 2/04, Seite 93
Alltag in Zweibrücken

Dipl.-Ing. Fritz Stauch, Zweibrücken

Als Zweibrücker Bürger habe ich den Bau der abgebildeten Fußgängerbrücke hautnah miterleben können und muss sie weiterhin ertragen. Durch diese »körperliche« Nähe verliert man leider vielfach die kritische Distanz einer ästhetischen Beurteilung, die Sie in Ihrem kurzen Kommentar angesprochen haben. Diesen musste ich mehrere Male studieren, um ihn verstehen zu können. Vielleicht kennen die Abo-Leser Ihre verklausulierten Kommentare. Ist unsere »Vorzeigebrücke« so »einmalig«, dass dem Architekten Dechau der Kragen geplatzt ist? Warum haben Sie so um den heißen Brei geredet?
Die Brücke wurde vom Straßenbauamt Kaiserslautern entworfen und ohne weiteres Wenn und Aber gebaut. Ob das Bauamt unserer Stadt mitbeteiligt war beziehungsweise Einfluss nehmen konnte, entzieht sich meiner Kenntnis.
Womit ich mich, als Ingenieur und gewesener Kommunalpolitiker, bis heute nicht abfinden kann, ist die absolute Unwirtschaftlichkeit und Sinnlosigkeit dieser Fußgängerbrücke. Es sollte sich zwischendurch herumgesprochen haben, dass Fußgänger Umwege nicht annehmen, auch wenn diese über solch »elegante« und sichere Brücke führen. Hier wurde am Bedarf und der Akzeptanz vorbeigeplant.
So thront dieses einmalige und teure Architekten- und Ingenieurbauwerk über der Verkehrslandschaft, streng gemieden von all denjenigen, für die es errichtet wurde. Die einsamen Benutzer lassen sich an den Fingern einer Hand abzählen.
Sie sind offenbar kein regelmäßiger db-Leser. Dass derselbe Kommentar – im komplett gleichen Wortlaut – in jedem Heft unter der jeweils aufgespickten Architektur-Entgleisung steht, konnten Sie nicht ahnen. Deshalb musste Ihnen der Text zur Brücke mit Recht ziemlich spanisch vorkommen. Die Seite ist a priori als fast ausschließlich über das Bild vermittelte Kritik konzipiert.
In einem auf die Brücke gemünzten Kommentar hätte etwa Folgendes gestanden:
Mein Gott, wie viel Aufwand für so ein kleines Brücklein! Hätten die mächtigen Holzprofile allein nicht schon gereicht? Und wenn man sie unbedingt in den Drittelspunkten unterstützen möchte, hätte man das nicht auf direkterem Wege tun können? Mein Statikprofessor hat mir beigebracht, dass man »Kräfte nicht spazieren führen« und dass man einen Bogen nicht mit großen Punktlasten, sondern möglichst gleichmäßig belasten sollte. Und noch so eine Grundregel, die mehr mit Wahrnehmung als mit Statik zu tun hat: Die Kräfte selbst kann man nicht sehen, aber den Traggliedern sollte man ansehen können, wie sie belastet werden. Gilt das in Zweibrücken nicht? Druckbelasteter Bogen und zugbelastete Abhängung sind vom gleichen, fetten Kaliber. So wird die Eleganz des Bogens konterkariert, ja sogar lächerlich gemacht.
Aus Ihrer Reaktion entnehme ich, dass ich das alles vielleicht hätte von vornherein schreiben und dem Bild mit auf den Weg geben sollen. wd
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