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2 Josef Paul Kleihues (1933 – 2004)

Ingenieurportraits
2 Josef Paul Kleihues (1933 – 2004)

1 Denkmal oder Schrott
Die Maxhütte, Bayerns größtes Denkmalensemble, wird voraussichtlich verschrottet. Dem Landesdenkmalamt liegt ein Stapel von Abrissanträgen für wesentliche Teile des integrierten Hüttenwerks vor. Eine Verweigerung der Zustimmung wird nur

einen Aufschub bedeuten, denn die Entscheidung liegt nach dem neuen Verfahrensrecht bei der Unteren Denkmalschutzbehörde, also bei der Stadt Sulzbach-Rosenberg, die mittellos und mit Arbeitsplätzen erpressbar, kaum eine Chance hat, sich dem Ansinnen der neuen Eigentümer, dem Aicher Imperium, zu widersetzen. Für das mittelständische Unternehmen, zu dem unter anderem die Lechstahlwerke in Meitingen bei Augsburg und das Rohrwerk in Sulzbach-Rosenberg gehören, ist der in der Maxhütte verbaute Stahl Gold wert. Die Schrottpreise befinden sich derzeit auf einem Sechsjahreshoch. Die Lechstahlwerke arbeiten mit Elektrolichtbogenöfen, die mit Schrott gefüttert werden. Und das Rohwerk braucht den Stahl aus Meitingen, um weiter produzieren zu können. So wird das Denkmal zum preiswerten Rohstofflieferanten. Dabei gäbe es eine reelle Möglichkeit dieses relativ kleine Industrie-Ensemble zu bewahren.
Mit dem Abriss werde eine Riesenchance vertan, meint auch Architekt Peter Brückner aus Tirschenreuth. Das Büro Brückner und Brückner, das zuletzt mit dem Kulturspeicher in Würzburg Preise gewann, war 2002 von der Stadt Sulzbach Rosenberg beauftragt worden, Denkmodelle für die Zukunft der Maxhütte zu entwickeln. Eine Umnutzung nach ihren Plänen wäre auf alle Fälle billiger als Abriss und Neubau. Doch niemand hat mit dem aktuellen Schrottpreis gerechnet und damit, dass sich der Freistaat Bayern und Max Aicher darauf
einigen, dass jeder die Hälfte der Kosten für die Bodensanierung trägt. Jetzt plant Aicher, der seit einem Monat Alleineigen-tümer des Gesamtareals ist, ein neues Mischgebiet für Gewerbe und Wohnen. Dafür wandert die alte Maxhütte in den Meitinger Hochofen. Ein Menetekel auch für andere Industriedenkmale? Ira Mazzoni
Er war ein großer Streiter für Baukultur, einer der wenigen deutschen Architekten, die in den letzten dreißig Jahren international Resonanz und Anerkennung fanden. Nüchtern, scharfzüngig und wortgewaltig war der Westfale und bekennende Wahlpreusse, der 1933 in Rheine geboren wurde und Ende der fünfziger Jahre zum Studium der Architektur bei Hans Scharoun nach Berlin wechselte, in eine Stadt, die er wie kein anderer Architekt des 20. Jahrhunderts verändern sollte.
Gegen den Wirtschaftsfunktionalismus der sechziger und siebziger Jahre realisierte er 1973 den berühmten ziegelroten Wohnblock 270 am Berliner Vinetaplatz, der erstmals in Deutschland wieder zur Blockstruktur der alten Stadt zurückkehrte. Gegen die Ausdruckslosigkeit der damaligen Nutzarchitektur errichtete er in Berlin-Tempelhof die Hauptwerkstatt der Berliner Stadtreini-gung (1970–80), die sich wieder offen
zu einer architektonischen Monumentalität bekannte. »Faschistisch« nannten damals nicht wenige Architekten beide Gebäude, die am Anfang von Kleihues Kampf für eine urbane Architektur standen, die wieder dem historischen Stadtgrundriss folgen sollte.
Kaum ein Architekt seiner Zeit hatte dabei ein solch erstaunliches Organisations- und Moderationstalent wie er, der erst an der Universität Dortmund und danach in Berlin die Crème de la Crème der Architektur um sich versammelte und publizistisch zu organisieren verstand. Als Initiator der Dortmunder Architekturtage (1975–79) und noch mehr als Direktor der Internationalen Bau-Ausstellung Berlin (1979–87) verstand er es die bis dahin zumeist einzeln agierenden Architekten der Postmoderne zusammenzubringen und zu einer effektiven Bewegung zu verbinden. Zu einem Zentrum der internationalen Avantgarde wurde Berlin wieder mit der IBA, dessen »kritische Stadtrekonstruktion« rasch zum Modell vieler Städte wurde und entscheidend den gewaltigen Stadtumbau Berlins nach dem Fall der Mauer vorprägen sollte.
Viele, sehr viele, vielleicht auch zu viele Gebäude entstanden danach in Kleihues´ Büros in Dülmen und Berlin. Die Besten, die mittlerweile leider geschlossene Galerie der Stadt Kornwestheim (1988–89), das Bürohaus Kantdreieck (1992–95) und das Museum of Contemporary Art in Chicago (1994–96) zeigten Kleihues als einen meisterhaften Architekten des Details, der sich mit seiner unverwechselbaren Synthese von Ratio und Poesie zur Traditionslinie »Alberti-Palladio-Schinkel«, zu serener Primärgeometrie bekannte.
Gezeichnet von der Parkinson-Krankheit konnte Kleihues aber noch am 11. August erleben, wie sein letzter Traum von der Wiedererrichtung von Schinkels Bauakademie mit der Eröffnung einer Schaufassade voranschritt. Nur zwei Tage später starb er in Berlin an einem Herzversagen.
Claus Käpplinger
3 Locker und informell
Wer hätte nicht gern sein Einfamilienhaus von einem der bedeutendsten Architekten unserer Zeit planen lassen? So unrealistisch ist dieser Gedanke gar nicht. Die WeberHaus GmbH, bekannt für ihre individuell geplanten und vorgefertigten Häuser in Holzbauweise, bat den amerikanischen Architekten Frank O. Gehry um einen Vorschlag. Das »Court Yard House« benötigt zwar ein größeres Grundstück als sonst üblich, stellt aber mit seinen 145 qm Grundfläche keineswegs eine repräsentative Villa dar. Das metallgedeckte, aufgefaltete Dach ist Markenzeichen genug, um sich von anderen Fertighäusern deutlich zu unterscheiden. Drei versetzt gegeneinander verschobene »Schiffe« bilden einen kleinen Innenhof. Unter dem markanten Dach findet auch die Garage Platz. Weitere Informationen unter www.weberhaus.de. kr
Mit der ausverkauften Musik- und Diskussionsveranstaltung »Architektur und… Currywurst« im Rahmen der zweiten Architekturwoche meldete sich im Juli erstmals die Architekturbasis München zu Wort, ein vor kurzem von jungen Architekten gegründeter, gemeinnütziger Verein, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, intensiv und über die üblichen Grenzen der akademischen Architekturdiskussion hinaus, über den aktuellen Stand der gebauten Umwelt in München zu reflektieren. Neben der Veranstaltungsreihe »Architektur und…«, die Architekturthemen vierteljährlich an verschiedenen Veranstaltungsorten und mit wechselnden Gegenspielern wie Lichtblitze vor die Füße der Münchner Bevölkerung werfen will, ist eine Internetplattform in Arbeit, in der neben herausragenden Architektur-Neuheiten auch eine vollständige Bildersammlung aller in der Bayernmetropole in den vergangenen drei Jahren fertiggestellten Gebäude zu sehen ist – ungefiltert und ohne Rücksicht auf deren architektonische Qualität. Diese ernüchternde Bilderflut versteht sich als Barometer, das unverblümt und präzise anzeigen will, wie es um die Münchner Baukultur steht. BMW-Welt, Allianz-Arena und Pinakothek der Moderne sind vor diesem Hintergrund kaum mehr als das berühmte Licht am Ende des Tunnels.
www.architekturbasismuenchen.de
Licht ist auf dem Weg, unsere Städte zu erobern – nicht nur als Beleuchtung (was bekanntlich seit über hundert Jahren der Fall ist), sondern in Verbindung mit künstlerischen Eingriffen, wird es für kurze Zeit zum City-Ereignis. Im sauerländischen
Lüdenscheid laden vom 17.9. bis 3.10.
wieder Lichtfelder im Innen- wie im Außenraum zum Entdecken ein. Unter dem diesjährigen Thema »LichtBiotope« entstehen Gewächshäuser, wilde Wiesen, sagenumwobene Gärten und heilige Haine, gestaltet von einer internationalen Künstlerszene. Begleitet wird die Ausstellung von einem umfangreichen Projekt- und Veranstaltungsprogramm. Wer sich die langsam kürzer werdenden Tage etwas verlängern möchte, sollte sich auf den Weg nach Lüdenscheid machen! Nähere Informationen unter www.lichtrouten.de. kr
Der geplante Nachbau der Schinkelschen Bauakademie war zwar nicht der Anlass, bestätigt aber die Gründer des informellen Netzwerkes www.plattformnachwuchs-
architekten.de in ihrem Handeln. Die Plattform steht für Reformen im Berufsstand der Architekten und bietet Raum für Eigeninitiative und Engagement einer nachwachsenden Generation kreativer und interdisziplinär denkender Planer. Für den Platz der Bauakademie fordern die Initiatoren einen offenen Wettbewerb für eine innovative Architektur. Kritische Stimmen gegen den Wiederaufbau kann es nicht genug geben (siehe Seite 3), aber auch darüber hinaus ist die Idee, zu handeln, statt zu klagen mehr als begrüßenswert. Deshalb auch von uns der Aufruf an alle jungen Architekten: Beteiligen Sie sich! kr
5 Länger als gedacht
Was für nur sechs Monate geplant war, hat bereits 46 Jahre überdauert und wird auch weiterhin die Stadtsilhouette Brüssels prägen. Für die Weltausstellung 1958 als überdimensionale Vergrößerung eines Eisenkristalls gebaut, kommt das Atomium langsam in die Jahre (siehe db 6 / 2000) und muss nun generalüberholt werden. Experten sind erstaunt über die Standfestigkeit des 2500 Tonnen schweren Stahl-Kolosses. Ganze 23 Tonnen nur müssen ausgetauscht werden. Der Aluminiumhaut allerdings haben Wind und Wetter arg zugesetzt. Sie wird total erneuert. Ebenso werden längst fällige Modernisierungsarbeiten im Inneren vorgenommen. Der Zahn der Zeit hat auch
an den vielen runden Fenstern aus Plexiglas genagt, was niemanden überrascht. Stattdessen wird es in Zukunft klare Sicht durch Glas geben. Das alles braucht Zeit, und so wird ab diesem Monat das Atomium für 22 Monate geschlossen. Der Blick von
außen aber bleibt erhalten. Die Sanierung lässt sich von innen ausführen. Schade eigentlich – ein in Planen verpacktes Atomium wäre sicher auch eine Attraktion. Stuttgarter Zeitung / kr
Seit dem 2. Vatikanischen Konzil von 1963 hat sich im Kirchenbau viel verändert, nicht nur in Deutschland, sondern in ganz Europa. Diese Veränderungen im internationalen Vergleich aufzuspüren, ist Thema einer Tagung in Venedig am 7. und 8. Oktober im Rahmen der Architekturbiennale. Das genaue Programm und weitere Informationen erhalten Sie unter folgender Adresse: Curia Patriarcale di Venezia, Ufficio Beni Culturali – Convegno Internazionale,
San Marco 320 / A, 30124 Venezia,
Tel: (0039 41) 2702456, Fax: (0039 41) 2702458, E-mail: culturat@libero.it. Anmeldeschluss ist der 20. September.
Zu den ersten regelmäßig wiederkehrenden Design-Veranstaltungen gehört zweifelsohne der designers’ saturday in Langenthal (Schweiz). Inzwischen hat er sich zu einer unverzichtbaren Plattform für ein interna-tionales Publikum entwickelt. Von anfänglich 800 Besuchern hat sich die Zahl im
Laufe der Jahre auf 12000 erhöht. Jetzt
feiert er am ersten Novemberwochenende sein zehnjähriges Jubiläum unter dem Motto »Design – so what?«. Das ausführliche Veranstaltungsprogramm finden Sie unter www.designerssaturday.ch
Wer unter den zahlreichen Preisauslobungen heute noch auf sich aufmerksam machen will, muss sich schon etwas Besonderes einfallen lassen. Der Szpilman Award wird nicht – wie üblich – statischen Produkten verliehen, die in Besitz genommen werden, sondern es werden Arbeiten prämiert, die nur für einen Moment oder einen kurzen Zeitraum existieren. Jeder mit Wohnort in Europa kann sich daran beteiligen.
Die Zeit dafür ist allerdings knapp. Der Abgabetermin ist bereits am 30. September – für eine flüchtige Situation aber vielleicht noch nicht zu spät. Anmeldeunterlagen und Wettbewerbsbedingungen finden Sie unter www.award.szpilman.de
Bei all den vielen Prämierungen kommen meist die zu kurz, die an der Basis gearbeitet haben. Deshalb ist der von der Bayerischen Architektenkammer initiierte »Ausloberpreis« besonders zu würdigen. Mit diesem Preis werden Bauherren ausgezeichnet, die ihre Aufträge nicht direkt vergeben, sondern auf der Suche nach einer anspruchsvollen Lösung das Wettbewerbsverfahren wählen. Dieses Mal ist es die Stadt Regensburg, die sich der baukulturellen Verantwortung in beispielhafter Weise gestellt hat. kr
Der Lucky Strike Junior Designer Award würdigte dieses Jahr zwei Preisträger: Niels Kirchhoff (Kiel) für seinen »l´arquer«, einen neuen professionellen Hochleistungsbogen und Pascal Walter (Hamburg) für seine
Diplomarbeit »Textile Strukturen«. Neben seinen Entwürfen für den Wohnbereich, entwickelte der Hochschulabsolvent drei-
dimensionale »Stoffe«, mit großen Chancen auf eine industrielle Anwendung als schalldämmendes, isolierendes oder filterndes Material –. ein wegweisendes Verfahren, dass auch für die Architektur von Bedeutung sein könnte. Weitere Informationen unter www.raymondloewyfoundation.com
Der gemeinsam von Caparol und den Architekturfachzeitschriften AIT und Intelligente Architektur ausgelobte Preis nominiert Arbeiten, deren Umgang mit Farbe, Struktur und Oberfläche besonders gelungen ist – im Innenraum wie in der Fassadengestaltung. Die diesjährigen Preisträger sind: Brückner & Brückner Architekten und Ingenieure (Würzburg) mit dem Kulturspeicher; Lederer, Ragnarsdóttir Oei (Stuttgart) mit der Erweiterung der Gustav-von-Schmoller-Schule in Heilbronn; RaiserLopezDesigners (Stuttgart) mit der EspressoBar in Metzingen sowie Sauerbruch Hutton Architekten
(Berlin) mit dem Hochregallager der Firma Sedus-Stoll in Waldshut. www.caparol.de
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