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Schöneberger Wiese
~Ralf Wollheim
Passend zum endlich einsetzenden Sommerwetter und weit früher als geplant konnte der sogenannte Westpark am Berliner Gleisdreieck eingeweiht werden. Und er wird bei schönem Wetter sehr gut angenommen, neugierige Berliner, die nur mal schauen wollen, unzählige Kinder mit ihren Eltern, Skater und Beachvolleyballer bevölkern den Park.
Die neue Freifläche gehört zu dem riesigen Areal, das im 19. Jahrhundert für die Güterbahnhöfe und Gleise der Anhalter und Potsdamer Bahnhöfe aufgeschüttet wurde. Nach der Teilung der Stadt lagen hier südlich vom Potsdamer Platz insgesamt 60 ha Bahnflächen brach und verwilderten zunehmend. Für diese lange Trasse in das Zentrum der Stadt hinein war in den 60er Jahren eine Autobahn geplant, zwei Generationen später entsteht hier nun ein Fernradweg nach Leipzig, aber langfristig auch ein Grünzug quer durch die Stadt, der in verschiedenen Abschnitten realisiert wird. Der Ostpark am Gleisdreieck (s. db 3/2012, S. 24) war der erste beeindruckende Schritt der Transformation nach Plänen von Atelier Loidl, das den Wettbewerb für das Gesamtareal gewonnen hatte. Zuerst erscheint er v. a. als großzügige Freifläche, denn die Weite des Parks ist durch die Wegeführung gut inszeniert und beeindruckt mit dem großstädtischen Panorama ringsherum. Da der Park einige Meter über dem Berliner Straßenniveau liegt, scheint der Rest der Stadt erstaunlich weit entfernt. Wenn allerdings die U-Bahnen auf ihren Viadukten den Park durchfahren, ist man schnell wieder mitten drin. Erst beim Rundgang erschließt sich die Vielfalt der Angebote v. a. für Kinder in der Nähe des Wohngebiets. Für Erwachsene gibt es Fitnessgeräte und Sitzplätze wie z. B. eine riesige Strand- und Sitztribüne mit Blick Richtung Sonnenuntergang. Aber die Hauptwege führen auch respektvoll an einer Kleingartenanlage vorbei. Deren Erhalt musste einst erstritten werden, jetzt wurde sie sogar erweitert und durch einen kleinen Marktplatz und ein Café ergänzt. Auch eine privat betriebene Beachvolleyballanlage mit 25 Plätzen liegt eher verborgen abseits der Hauptwege. Was nun lapidar als Schöneberger Wiese bezeichnet wird, ist ein erstaunlich vielfältiger Park im robusten, modernen Design geworden, der unterschiedliche Anforderungen geschickt erfüllt. Ein wirklich großstädtischer Park, wo die Metropole wieder zum Kiez wird.
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