Wie kaputt muss ein Gebäude sein, bevor man es aufgibt? Das ehemalige katholische Priesterseminar St. Peter’s in Kilmahew nahe Glasgow, 1958-66 von Gillespie, Kidd & Coia erbaut, denkmalgeschützt und als bestes Gebäude des 20. Jahrhunderts in Schottland gehandelt, ist jedenfalls schon sehr heruntergekommen – und übt dennoch auf sehr viele Besucher eine fast schon magische Wirkung aus: Architekturliebhaber kommen aus Brasilien und Australien, um die kühnen Betonkonstruktionen und das Spiel von Licht, Schatten und Raum zu erleben – und auch von offenen Dächern, Pfützen, Moosbewuchs und Graffiti im Halbdunkel. Andere nennen es deshalb »Schottlands unheimlichstes Gebäude« und würden es am liebsten sprengen.
Es ist bereits seit 1980 nicht mehr in dauerhaftem Gebrauch, da Priester nicht mehr fernab der Welt, sondern in den Städten, in denen sie ihren Dienst tun werden, auch ausgebildet werden sollen. Kurzzeitig diente der Bau noch als Entzugsklinik, und manche träumten davon, ihn in ein Hotel zu verwandeln, doch steht dem die kleinteilige Struktur der gut 100 Zellen entgegen.
Nun gibt es einen neuen Versuch zur Wiederbelebung – als wohl letzte Chance für das Gebäude. Die schottische Wohltätigkeitsvereinigung für die Künste, NVA, hat das Gelände gekauft und will den maroden Betonbau für rund 7 Mio. Pfund als Bildungseinrichtung für die Künstler des 21. Jahrhunderts, für Konzerte, andere Veranstaltungen und internationale Begegnungen herrichten. Natürlich reicht dieses Budget nicht für eine komplette Restaurierung, das ist aber auch nicht das Ziel. Auf den verschiedenen Ruinen-Stadien aufzubauen, sei viel spannender, sagt Angus Farquhar, Creative Director der NVA.
Zusammen mit Avanti Architects, NORD und den Landschaftsarchitekten ERZ arbeiten sie gegenwärtig daran, den Bau von Rhododendron und Asbest zu befreien, begehbar und zumindest in Teilen dicht zu machen, dabei aber die besondere Atmosphäre der Zurückgezogenheit im Wald zu erhalten. ~dr
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